Mit der Lokomotive „int Jriene“
Ein denkwürdiger Tag für die Magdeburger war der 17. Juli 1899. Die elektrische Straßenbahn eröffnete ein neues Zeitalter in der Personenbeförderung. Bis dahin kutschierten die Elbestädter auf Pferdebahnlinien. 1877 war Eröffnung der ersten muskelbetriebenen Bahnlinie zwischen Sudenburg über den Breiten Weg zur Sackstraße (heute Krökentor). Weitere Bahnlinien folgten im Stadtgebiet. Die Entwicklung der Personenbeförderung in Magdeburg revolutionierte die Eröffnung der ersten dampfbetriebenen Straßenbahn. Am 14. Juli 1886 ging es zum ersten mal punkt 12 Uhr mittags von Friedrichstadt (heute Brückfeld) hinaus „int Jriene“, wie es zu jener Zeit treffend kolportiert wurde. Zischend und prustend fuhr von da an eine zweiachsige Dampfmaschine mit zwei Wagen die Magdeburger zum Herrenkrug. Die mehr als drei Kilometer lange Strecke war für den reinen Ausflugsverkehr vorgesehen. Immerhin zählte der Park zum Ende des 19. Jahrhunderts zum „Hot-Spot“ der damaligen Szene. Bis zu 10.000 Menschen konnten hier im Herrenkrugpark in den Biergärten sitzen. Vier kleine Loks und acht Personenwagen pendelten im 15-Minuten-Takt zur grünen Lunge der Stadt. In den Pferdebahnwagen, die an die kleine Dampflok angekoppelt waren, fanden nur jeweils 25 Fahrgäste Platz. Schon am ersten Wochenende geriet der Fahrplan vollends aus den Fugen. Ein ungewöhnlicher Ansturm setzte auf das neue Verkehrsmittel ein, dessen Fahrpreis 25 Pfennige für eine Fahrt betrug. An der Endstelle Herrenkrug erinnert die große hölzerne Wartehalle im Fachwerkstil noch an die Dampfbahnzeit. Ab dem 22. März 1900 verschwand die Dampfbahn für immer aus dem Stadtbild. Von da an wurde auch zum Herrenkrug elektrisch gefahren. rf