„Man muss zuhören können“
Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland steigt kontinuierlich. Nach Angaben des Bundesamtes für Statistik gibt es derzeit mehr als 2,6 Millionen Menschen, die ihren Alltag nicht alleine bestreiten können. Da die Zahl der älteren Menschen aufgrund einer längeren Lebenserwartung stetig wächst, während die Zahl der jungen Menschen, die dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung stehen, gleichzeitig sinkt, gibt es in der Pflegebranche einen Mangel an Altenpflegefachkräften. Dennoch zeichnet sich laut dem Berufsbildungsbericht 2017 ein positiver Trend ab: 139.000 Personen haben im Schuljahr 2015/2016 eine Ausbildung in der Pflegebranche begonnen, davon etwas mehr als 68.000 in der Altenpflege. 2010/2011 waren es in diesem Bereich noch 31 Prozent weniger Auszubildende.
Nach wie vor ist die Pflegebranche in weiblicher Hand – knapp 81 Prozent der Auszubildenden sind Frauen. Eine von ihnen absolviert derzeit ihre Ausbildung bei der Wohnen und Pflegen Magdeburg gGmbH. Laura Jane Hirsch verbringt abwechselnd acht Wochen im Haus Olvenstedt und vier Wochen in der Berufsbildenden Schule „Dr. Otto Schlein“ für Gesundheits-, Sozial- und Laborberufe in Westerhüsen. Bereits im August 2015 hatte sie ihre Ausbildung begonnen. Inzwischen stehen die Prüfungen bevor. „Lernen ist angesagt, der Prüfungsstress nimmt spürbar zu“, sagt die 19-Jährige, die aus Staßfurt stammt, dort zur Schule gegangen ist, für die dreijährige Ausbildung ihren Wohnsitz jedoch nach Magdeburg verlegt hat. Im April, Mai und Juni muss Laura ihr pflegerisches Können in praktischen sowie schriftlichen und mündlichen Prüfungen unter Beweis stellen. Anschließend kann sie ihre Laufbahn als Pflegefachkraft im Haus Olvenstedt beginnen – das hat ihr Einrichtungsleiterin Nancy Zimzik bereits in Aussicht gestellt.
„Ich bin froh, dass alles so reibungslos läuft und weiß, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist“, meint Laura. Der Besuch der Berufsmesse in Magdeburg habe sie auf die Idee gebracht, in den Pflegeberuf einzusteigen. „Um zu schauen, ob ich den Herausforderungen gewachsen bin, habe ich erst ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert – auch schon im Haus Olvenstedt. Und da ich die ersten Einblicke recht interessant fand, habe ich mich hier um einen Ausbildungsplatz bemüht“, erzählt die 19-Jährige. Anfangs sei ihr natürlich manches schwergefallen, aber die Berührungsängste legten sich mit der Zeit, man lerne viel über sich selbst und seine Mitmenschen und wachse an den Herausforderungen. Alle sechs Stationen der Pflegeeinrichtung habe sie während ihrer Ausbildung kennengelernt – auch den Demenzbereich, der zusätzliche Anforderungen an die Mitarbeiter stellt. „Das wichtigste ist, dass die Arbeit mit Menschen Spaß macht. Man muss zuhören können und einfühlsam sein. Dann bekommt man von den Bewohnern viel zurück – sie zeigen ihre Dankbarkeit und wissen unsere Arbeit zu schätzen. Außerdem können sie aufgrund ihrer Erfahrung viel Interessantes berichten.“
Einzig der Umgang mit dem Tod bereite ihr Probleme. „Ich denke, das ist normal. Wenn man einen Menschen für längere Zeit begleitet, fällt einem der Abschied nicht leicht“, sagt Laura. „Aber darüber kann ich auch mit den Kollegen reden. Und es werden Weiterbildungen angeboten. Überhaupt gibt es viele Möglichkeiten, sich fortzubilden, sich zu spezialisieren und Neues zu lernen.“ Es bleibt also – wie der Alltag im Pflegeheim – abwechslungsreich. Tina Heinz