Magdeburg – historisches Mekka der Perückenkunst

Das Zweithaar im Wandel der Zeit

Historische Perückenwerbung: Fertige Zöpfe für 2 Mark. Quelle: Friseurmuseum

Spätestens durch König Friedrich Wilhelm I. von Preußen wurde Magdeburg zur besonderen Stadt der Perückenherstellung. Der nämlich ließ in der Garnisonsstadt seine berühmten „Langen Kerls“ für das Königsregiment ausbilden und die sollten von Kopf bis Fuß eine Augenweide sein. So gehörte zu ihrer Ausstattung nicht nur eine makellose Uniform, sondern ebenso das gleichmäßige Kopfhaar – die berühmten Perücken. Der „Soldatenkönig“ war dafür bekannt, dass er sich um seine Soldaten kümmert und sogar ihre Lebensläufe kannte. So verwundert es kaum, dass er sich genauso intensiv um ihre Ausstattung kümmerte. In Magdeburg bedeutete das unter anderem, um die Perückenherstellung. Überliefert ist, dass der König selbst im Jahr 1713 dafür sorgte, dass aus den vielen Zünften eine einheitliche Innung entstand. Die 1. Perücken-Innung.

200 Jahre später wurde zur Erinnerung an dieses historische Ereignis ein besonderes Kunstwerk gestaltet (Foto rechts): Schriften und Verzierungen sind mit echtem Haar gestickt. Die Gedenktafel wurde dem Friseurmuseum gestiftet und gehört zu dessen kostbarsten Exponaten.

Perücken haben eine sehr lange Geschichte, denn erste nachweisbare Spuren, die auf eine Perückenkultur hindeuten, stammen aus der Pharaonenzeit. Die vermeintlich älteste Perücke der Welt ist ca. 5.000 Jahre alt und stammt aus dem alten Ägypten. Erst im Mittelalter kamen Perücken vorerst aus der Mode. Mit der sogenannten Allongeperücke, einer kunstvoll, oft von Drahtgestellen gestützten Riesenfrisur, änderte sich dies aber schlagartig im Barock.

Die heutigen Perücken sind wesentlich leichter und komfortabler und weisen eine höhere Qualität auf. „Durch die heutigen hochmodernen und langlebigen Kunstfasern sind Perücken nicht nur kaum vom eigenen Haar zu unterscheiden“, erklärt Sebastian von Lovenberg. „Es können auch sämtliche Farben angeboten und spezielle Frisurenstile kreiert werden.“ Die Ansprüche haben sich mit der Zeit geändert: Die heutigen Perücken sollen vor allem so natürlich wie möglich wirken.

Der schönste Schmuck des Menschen sind die Haare, heißt es. Doch was, wenn durch Krankheit oder Veranlagung die Haare weichen? Betroffene greifen immer häufiger zum „Zweithaar“. Die meis-ten Perücken werden heutzutage aus gesundheitlichen Gründen getragen. So übernehmen die Krankenkassen je nach Kasse und nach medizinischer Indikation schon einen Großteil der Kosten von Perücken und anderem medizinischem Haarersatz.

Haariges Kunstwerk zu Ehren der 1. Innung für Barbiere, Friseure und Perückenmacher in Magdeburg, u.a. mit der Magdeburger Jungfrau, aus echtem Haar gestickt. (Quelle: Friseurmuseum)

Die häufigsten Gründe für Haarausfall sind eine Chemotherapie oder Alopezie (Kreisrunder Haarausfall). Gesellschaftlich gesehen sind lichte Haare oder eine Glatze bei Männern akzeptiert, obgleich auch viele Männer mit Hilfe eines Haarsystems nicht auf eine volle Haarpracht verzichten möchten. Für Frauen ist eine Haarlosigkeit in der Regel ein undenkbarer und psychisch sehr belastender Zustand. Für die richtige Perücke bei medizinischen Gründen stehen Ihnen professionelle Perücken- und Zweithaarstudios zur Verfügung die für sie auch die Abrechnung mit ihrer Krankenkasse erledigen. (svl/ab)

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