Kultur in Stadtfeld: Kleine Initiativen und großes Kino

Wolfgang Heckmann rettete die Olvenstedter Lichtspiele vor dem Aus und bewahrte damit eine kulturelle Instanz in Stadtfeld. Foto: Peter Gercke

Es muss nicht immer ein riesen Tamtam sein, die Mega-Show, das ganz große Kino. Kultur geht auch anders – das zeigt sich – nicht nur, aber in den vergangenen Jahren eben immer häufiger – in Stadtfeld. Obwohl … ganz großes Kino ist gar nicht so verkehrt. Sind doch die Olvenstedter Lichtspiele eine Instanz in Magdeburg und bereits seit 1936 im heutigen Stadtfeld Ost zu finden. Ohne Wolfgang Heckmann (Professor für Sozialpsychologie), der die Immobilie 2003 kaufte, wäre der Stadtteil sicher um eine kulturelle Oase ärmer. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass der Saal im OLi eine Kulisse für Programmkino, aber auch Lesungen, Theater, Konzerte, Privatfeiern und diverse andere Veranstaltungen ist.

Eine weitere Stadtfelder Instanz ist unbestreitbar Moll’s Laden. Als 1990 eröffnet wurde, galt er als angesagteste Musikkneipe Magdeburgs. Von den Kellergeistern über Monokel Kraftblues bis hin zu Pan spielten dort bereits alle bekannten Magdeburger Bands. Und auch heute noch wird in Moll’s Laden vor allem auf Livemusik gesetzt. Ebenso wie am Lessingplatz. Dort ist – neben einigen gastronomischen Angeboten – die etablierte, puristisch anmutende Musikkneipe Bluenote zu finden. Von Folk bis Punkrock gibt es dort sämtliche Stilrichtungen der Musik auf die Ohren. Möchte man die Aufzählung dieser kultigen Einrichtungen fortsetzen, kommt man auch am NachDenker nicht vorbei. Mehrere Jahre standen die Räumlichkeiten leer, bis 2010 wiedereröffnet wurde – vom Denker zum Nachdenker. Bereits zwei Jahre später drohte der Kiezkneipe die Schließung, bis sich 15 Personen – darunter auch Stammgäste – zusammenschlossen und eine Genossenschaft gründeten. Das Kunstkneipenteam hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Kulturinteressierten Magdeburgs einen Ort zu bieten, an dem sie zeitgenössische Kunst diverser Genres miteinander teilen können. Ob bildende, darstellende Kunst, Fotografie oder Musik aus unterschiedlichen Bereichen, ob Abende zu den Themen Politik oder Philosophie, ob Reiseberichte oder Yoga-Kurse – das Angebot ist vielfältig und reicht sogar bis zum sehr beliebten freitäglichen Kneipenquiz.

Aber Stadtfeld kann mit noch mehr aufwarten. Von der Pauluskirche bis zu diversen gastronomischen Einrichtungen in, beziehungsweise in der Nähe, der Goethestraße oder rund um den Schellheimer Platz gibt es zahlreiche Initiativen, die für Lesungen, Vorträge oder Konzerte den kulturellen Rahmen bieten. Zudem gibt es seit einigen Jahren in der Arndtstraße den Sunrise e.V., der mit dem Kulturkollektiv einen Raum der Begegnung, der Kreativität und des Miteinanders geschaffen hat. Unter einem Dach werden Lesungen oder Konzerte veranstaltet, probt das Improvisationstheater Tapetenwechsel und arbeiten diverse kreative Köpfe von Musik über Theater bis Literatur. Ein weiterer Verein, der den Stadtteil belebt, ist der vor einem Jahr gegründete Grünstreifen e.V. Die Mitglieder organisieren Projekte für ein nachhaltiges und verantwortungsvolles Miteinander – darunter beispielsweise den mehrmals im Jahr auf dem Schellheimer Platz stattfindenden Bio- und Lokalmarkt.

Eine Bereicherung der etwas anderen Art bietet das ebenfalls in Stadtfeld beheimatete Friseurmuseum. 22 Friseure und 12 Freiwillige haben sich zusammengeschlossen, um dieses Kleinod zu erhalten. Sie setzen sich für die Tradition und das Handwerk ein, bewahren die Historie der Bader, Barbiere, Perückenmacher, Maskenbildner, Kosmetiker und Friseure und präsentieren in einer Ausstellung alte Arbeitsgeräte – darunter einige Raritäten aus dem Friseurhandwerk. Tina Heinz

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