Ist die Energiewende schon vorbei?
Ein Resümee nach der Einführung der Gesetze zur Förderung erneuerbarer Energien, u. a. des Stromeinspeisungsgesetzes für erneuerbare Energien (1991) und des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (2000), der Änderung des Bundesbaugesetzes zur Privilegierung erneuerbarer Energien (1996), des 100.000-Dächer-Programms (1999), des Marktanreizprogramms Erneuerbare Energien (2000) und des Gesetzes zur Steuerbefreiung für Biokraftstoffe (2003) durch Hermann Scheer.
Derzeit demonstrieren viele Schüler jeden Freitag für eine sauberere Umwelt und werfen der Politik Versagen vor. Sie haben den Eindruck, die Energiewende sei vorbei und weder Politik noch Industrie sei daran interessiert, die Energiewende weiter voranzutreiben. Die Politik behauptet, die Schüler seien viel zu jung, um Ahnung von diesem Thema zu haben und regiert weiter wie bisher. Aber auch viele ältere Menschen, deren Zukunft nicht mehr von einer sauberen Umwelt abhängt, versuchen die jungen Menschen wieder von der Straße hinter die Schulbänke zu bekommen und behaupten, die Initiatorin Greta Thunberg sei eine Marionette der Industrie. Nur welcher Industrie? Die jungen Menschen bekommen immer mehr prominente sowie auch wissenschaftliche Unterstützung.
In der Energiewirtschaft gibt es verschiedene Lastarten, die den Verlauf der Energiebedarfskurve bedienen. Sogenannte Grundlastkraftwerke (Kernkraftwerk, Laufwasserkraftwerke, Kohlekraftwerke) werden benötigt, um einen Energiebedarf zu decken, der nie unterschritten wird. Diese Grundlast wird beispielsweise durch Industrie erzeugt. Solche Kraftwerke lassen sich nur langsam regeln und werden daher möglichst unter Volllast betrieben.
Mittellastkraftwerke (z. B. Kohlekraftwerke, Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke) können ihre Leistung entsprechend dem vorhersehbaren Strombedarf variieren und lassen sich über einen weiten Leis-tungsbereich, jedoch mit einer geringen Trägheit, regeln. Schnelle Änderungen des Strombedarfs müssen durch Spitzenlastkraftwerke abgefangen werden.
Spitzenlastkraftwerke decken den Bedarf von kurzzeitigen Lastspitzen ab und müssen daher schnell regelbar sein und ihre meist gespeicherte Energie kurzfristig zur Verfügung stellen können (Pumpspeicherkraftwerke, Druckluftspeicherkraftwerke, Gasturbinenkraftwerke). Die Energiewirtschaft ist auf die unterschiedlichen Kraftwerksarten angewiesen. Diese stellen die Versorgung sicher, wenn die Sonne mal nicht scheint und der Wind mal nicht bläst. Diese Kraftwerke können der Energiebedarfskurve nachfahren und den Energiebedarf decken.
Die Energiewende stagniert und die Politik begünstigt diesen Verlauf. Erneuerbare Energien werden bei zu hoher Einspeisung durch Gesetze verpflichtet, einen Teil der durch Wind und Sonne zur Verfügung stehenden Energie vom Netz zu nehmen, um die Grundlastkraftwerke weiterhin unter Volllast fahren zu können. Was einst nur für Grundlastkraftwerke galt, gilt heute auch für Erneuerbare Energien.
Könnten nicht alle Lastarten durch regenerative Energien abgelöst werden? Nein, behaupten Indus-trie und Politik, welche fürchten, ihre Lobbyismuspolitik würde zusammenbrechen. Fachleute, deren Interessen eng mit einer konventionellen Energiepolitik zusammenhängen, vertreten ebenfalls diese Ansicht. Sie behaupten, es gäbe keine Speicher, die groß genug wären, diese Aufgaben zu erfüllen. Stattdessen sähen sie Furcht vor Arbeitslosigkeit unter Bürgern, die z. B. in der Kohleindustrie tätig sind. Zur Aufklärung des Volkes tragen diese Personen wenig bei. Es existieren bereits genügend Speicherarten, die diesen Aufgaben gewachsen sind. Dabei ist nicht die Rede von Batteriespeichern oder regenerativen Kraftwerken, wie sie bereits bei Spitzenlastkraftwerken zum Einsatz kommen. Ein Beispiel für solche Kraftwerke, welche die Aufgaben von Grundlast- und Mittellastkraftwerken erfüllen können, wäre ein Kraftwerk der NaCompEx. Diese Heizspeicherkraftwerke können sowohl Wärme als auch Strom einspeichern und nach einem unbestimmten Zeitraum wieder in ein Strom- oder Wärmenetz abgeben. Statt die regenerativen Energien abzuschalten und vom Netz zu nehmen, könnten diese einen solchen Speicher beladen. Dieser kann bei Bedarf (nachts, Windstille) die gespeicherte Energie in die jeweiligen Netze wieder abgeben und den Strom- und Wärmebedarf decken. Bereits 2014 erfunden, fand sich bisher kein Investor, der diese Entdeckung realisieren wollte. Stattdessen wird in neue Kohlekraftwerke investiert, die Umwelt durch Kohleabbau ruiniert oder gar durch Schadstoffe vergiftet.
Die Menschheit befindet sich an einem technologischen Punkt der solaren Stoff- und Energiewirtschaft, an dem die uns zur Verfügung stehenden regenerativen Primärenergien (Wind, Sonne) direkt in Strom umgewandelt werden können. Somit steht der Strom als Energieträger direkt zur Verfügung. Es wäre nicht mehr notwendig, konventionelle Primärenergieträger wie Kohle, Gas, Atomkraft über ver-lustreiche und umweltschädliche Wandlungsprozesse zu verstromen, wenn genügend Speicher zur Verfügung stünde.
Um die Unabhängigkeit von konventionellen Primärenergien zu erreichen, muss jedes Kraftwerk durch eine gleichwertige Technologie abgelöst werden. Dies steht jedoch dem derzeitigen Interesse der Politik und der Industrie entgegen. Dies merken die Schüler und sorgen sich daher um ihre Zukunft, die von konventionellen Energieträgern weiter vergiftet wird. Prominente Wissenschaftler und Ärzte wie Eckard von Hirschhausen schließen sich zu einer Gruppe, der Scientists for Future, zusammen und unterstützen die Schüler.
Fazit: Die Energiewende ist zwar noch nicht am Ende, stagniert jedoch. Derzeit wächst eine neue Generation heran, die dies erkannt hat und dagegen demonstriert. Dabei sind es nicht nur Schüler, welche sich für die Zukunft in einer saubereren Umwelt einsetzen. Auch renommierte Wissenschaftler nutzen die Aufmerksamkeit und versuchen die Politik darauf aufmerksam zu machen, dass Sie die Energiewende in die falsche Richtung lenken.
Die Politik hat versagt und wurde durch Lobbyisten beeinflusst, die Interessen der Industrie durchzusetzen. Diese Interessen sind nicht konform mit einer Politik, wie Herman Scheer sie führte, weder im Interesse der Wähler noch im Interesse der Umwelt. Leider fehlen Politiker wie Scheer, die sich mit einer sinnvollen Umweltpolitik beschäftigen und die Menschheit aufklären wollen, und es scheint für solche Politiker auch keinen Platz zu geben. Die Ziele von einst werden von der heutigen Politik vollkommen ignoriert. Marten Sasse