45 Jahre satirsches Worthandwerk
Wenn jemand 45 Jahre lang auf einer Bühne steht, dann hat er auf jeden Fall viel gesprochen und sicher etwas zu sagen. Hans-Günther Pölitz, Gründer des Magdeburger Kabaretts „Zwickmühle“, begann 1972 in einem studentischen Ensemble der Pädagogischen Hochschule Zwickau, die Satirebühne alseigene Bestimmung zu entdecken. Zehn Jahre später ist er nicht nur Berufskabarettist, sondern auch Autor und lässt sich in der Stadt von Otto I. nieder, lange Zeit als Direktor und Kabarettist der „Kugelblitze“. 1994 folgt er einem Ruf aus der „Münchner „Lach- und Schießgesellschaft“ als Autor und Kaberettist und spielte darüber hinaus als Gast mit Dieter Hildebrandt zweimal im legendären „Scheibenwischer“.
Mittlerweile sind 21 Jahre seit der Gründung der „Zwickmühle“ vergangen und ebenso viele beim wöchentlichen „Pölitz-Frühstück“ im MDR-Radio. Dort hört man ihn jeden Samstag mit satirischen Interpretationen zum Weltgeschehen oder mit spitzfindigen Kommentaren über politische Hindernisläufe und Denkbarrieren. 2010 erscheint mit dem Titel „Abwatschen und Tee trinken: Satiren aus 14 Jahren ,Pölitz-Frühstück’“ ein erstes Buch zur Radio-Kolumne im Eulenspiegel Verlag. 2013 folgt „Alphabet des Schreckens“ und 2015 „Schwafel, Pech und Pferdefüße“. Zur diesjährigen Leipziger Buchmesse legt Pölitz nun das nächste Werk in der Frühstücks-Reihe vor. Es trägt den Titel „Der Fünfundsechzigjährige, der aus dem Bett stieg und beim Frühstück in der Zeitung verschwand“. Neben den fortwährend neuen Stücken, die Autor Pölitz für das Zwickmühlen-Team entwickelt und regelmäßig vor ausverkauftem Haus darbietet, geben vier Bücher einen Einblick in sein künstlerische Werk. Sie sind ein guter Spiegel für ein brilliantes Worthandwerk. Wer so lange und so weit über die Grenzen Magdeburgs ausstrahlt, stellt unter Beweis, dass er nicht nur etwas zu sagen hat, sondern dass er vor allem in der Lage ist, den Lebensfaden der Gesellschaft stets neu aufzunehmen, um daraus geschliffene Sätze, treffende Vergleiche, witzige Überzeichnungen und überraschende Deutungen zu stric-ken. Die Eulenspiegel-Bücher bieten auch die Gelegenheit, einem Hans-Günther Pölitz tiefer unter die Haut zu schauen. Im Radio hört man ihn zwar gern, die eigenen Texte sprechen, doch nachgelesen offenbaren sie manchen Sinn und Widersinn mehr, den das Ohr nicht aufzunehmen vermochte. Am 26. Januar 2017 erreichte Pölitz übrigens das gesetzliche Rentenalter. Man darf auf die Leidenschaft gegenüber seiner Bestimmung vertrauen und auf den Verzicht von Ruhestand und somit auf viele weitere satirische Stücke auf der Bühne, im Radio sowie in Büchern.