Ich will erst einmal machen, was ich will. Aber was will ich?

Meine Eltern und andere Verwandte fragen mich oft, was ich später machen will. Ich gebe dann immer dieselbe Antwort: „Keine Ahnung. Mal sehen, was sich so ergibt.“ Und ich glaube genau das ist mein Problem. Ich will mich im Moment nicht an einen Arbeitgeber binden. Ich möchte erstmal machen, was ich will. Deshalb können mich auch meine Lehrer meistens nicht sehr gut leiden, obwohl ich überwiegend gute Noten schreibe. Eigentlich interessiere ich mich nur für solche Sachen, die mir im Alltag durch Freunde nähergebracht werden, wie beispielsweise die englische Sprache, aggressive Musik, Videospiele und Motorrad fahren. Wobei Videospiele mittlerweile eher als eine Leidenschaft ansehe. Vom Berufsleben an sich habe ich bisher nur wenig Ahnung. Was genau ich machen werde, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass ich definitiv nicht in den Bereich sozialer Berufe gehen werde, da mein Umgang mit Menschen ziemlich zu wünschen lässt. Mein künftiger Job ist mir derzeit komplett egal. Ich möchte nur eine Arbeit, bei der ich mich wohlfühle und bei der die Bezahlung über dem Mindestlohn liegt. Das erste eigene Geld wird erstmal in den Autoführerschein investiert und mit Ende 20 will ich mir  ein neues, großes Motorrad leisten.
Meine Eltern wollen mich schrittweise auf ein selbstständiges Leben vorbereiten. Ich schalte dann oft auf „Durchzug“. Allerdings ist mir klar, dass ich ohne Engagement meiner Eltern weder eine Fachoberschule besuchen, noch ein Motorrad besitzen würde. Sie sind diejenigen, die mir immer helfen, egal wie blöd ich mich anstelle. Geld spielt eine große Rolle und daher werde ich am Anfang alles tun, um mir erstmal ein finanzielles Polster zu zulegen. Vorbilder im speziellen habe ich nicht. Das verwundert andere. In meinem Freundeskreis hat eigentlich niemand ein richtiges Idol. Wir machen halt alle das, worauf wir grade so Lust haben. An eigene Kinder denke ich überhaupt noch nicht. Die könnte ich mir absehbar nicht leisten. Ich muss erstmal selber lernen, wie man mit Geld umgeht, bevor ich ein Kind versorgen könnte. 2018 will ich zunächst meine Schule beenden und eine Ausbildung beginnen, vielleicht im IT-Bereich. Ich bin wohl ein typischer Nerd. Elektriker zu werden, kann ich mir auch vorstellen, weil die immer irgendwo gebraucht werden. Ich glaube, damit könnte man gutes Geld verdienen. Ob sich alles so abspielen wird, wie ich es mir in meinem jugendlichen Leichtsinn ausmale, ist eine andere Sache. Ehrlicht gesagt, habe ich ein wenig Angst davor, dass sich alles gegen mich wenden könnte, dass ich meine Ausbildung abbrechen müsste und dann eine ganze Weile von Sozialhilfe und auf Kosten des Staates lebte, ohne große Sprünge machen zu können. Und dann bin ich wieder beim Thema des Bindens, da ich dann abhängig vom Staat wäre und meine Zukunft ohne ausreichend Geld nicht wirklich selbst bestimmen könnte. Leon Zimpirch (17), Langenweddingen

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