Hengstmanns Seelenfang & Hexentanz

Wie bei jeder Sommertheater-Inszenierung werden die Gäste mit dem Magdeburger Lied verabschiedet: Das Ensemble Franziska Hengstmann, Christian Karius, Tobias, Sebastian und Frank Hengstmann sowie Heiko Herfurth (v. li.). Fotos: Ronald Floum

Um es gleich vorweg zu nehmen: Das neue Sommertheater-Stück der Kabarettisten „... nach Hengstmanns” hat es in sich. Wie kaum bei einer anderen Sommerspektakel-Aufführung war das Zwerchfell von Anfang an strapaziert. Kein Reim sollte zu hören sein, doch die Akteure kommen ohne die Versform nicht aus und so sind von der Bühne manch „Ungereimtheiten” in Reimform über Gott und die (Unter-)Welt zu vernehmen. Doch der Reihe nach.

Bereits zum zehnten Mal steht das Team der Hengstmänner auf der Open-Air Bühne im Magdeburger Technikmuseum und verteilt komödiantische Seitenhiebe auf das Stadtgeschehen oder Politik und bedient sich Klassikern der Weltliteratur. Diesmal war kein geringerer als Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe Pate des Sommertheaters. „Fest. Der Komödie erster Teil.” Statt Heinrich Faust trifft Manni Fest (Frank Hengstmann) auf die Gestalten des Ur-Dramas Mephisto (Tobias Hengstmann), Gretchen (Franziska Hengstmann) oder der göttlichen Erscheinung Sebastian Hengstmann, der im Stück auch auf seine Kosten kommen will. Auf dem Spaziergang über die Bühne kommt er Mephisto mit Pudelmütze in die Quere. „Das also ist des Pudels Kern,” so Manni, als er mit dem teuflischen Krisenmanager in einen hitzigen Disput tritt. Manni Fest als Nichtgläubiger will sich nicht manipulieren lassen und das Tauziehen zwischen der „Oberklasse” Gott und der Unterwelt vom Mephisto beginnt. Denn der hat den Generalauftrag von Mephisto (kurz über die Leinwand eingeblendet und dargestellt von MDF1-Macher Sebastian Richter), sich die Seele bis zum Ende des Stücks einzuverleiben. „Mein schönes Fräulein, darf ich wagen, meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?", so der Protagonist zu Gretchen, die mit ihrem Charme alle bezirzt. „Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehen”. Daraus wird nichts und Marthe Schwerdtlein aus dem Faust I (hervorragend dargestellt von Heiko Herfurth) und Gretchen müssen sich den Buhlern zur Wehr setzen. Und wenn nichts mehr geht, erscheint der Winkeladvokat Remmelsocke (Christian Karius) und macht die Verwirrungen noch schlimmer, als sie aufzulösen.

Köstlich: Beim Dialog zwischen Franz und Hans Branntwein konnten Tobias und Frank Hengstmann alle komödiantischen Register ziehen.

Das diesjährige Stück trägt den Titel „Der Komödie erster Teil” völlig zu Recht. Da bleibt kein Auge trocken, wenn das Team der Hengstmänner alle Register der Schauspielkunst zieht. Die Texte stammen aus der Feder des Hengsmann-Trios, Regie führte in altbewährter Form Bernd Kurt Goetz. Posse, Boulevard, Satire, Klamauk (der Hexentanz der Akteure ist erfrischend witzig), Musik (diesmal feinfühlig abgestimmt und nicht überstrapazierend) und Gesang (ein hervorragender Mix), Comedy – es ist der bunte Reigen, der die dreistündige Aufführung zum Kurzweil macht, bei dem die Zeit wie im Flug vergeht.

Übrigens sollte man sich Zeit nehmen und neben der Kunst auch die Kulisse und Exponate des Technikmuseums bestaunen oder sich mit den Speisen und Getränken des ABC-Caterings verwöhnen lassen. Ein gelungenes Sommertheater, das schon jetzt auf eine Neuauflage im kommenden Jahr hoffen lässt. R. Floum

10. Sommer-Open-Air-Kabarett im Technikmuseum „... nach Hengstmann” noch bis zum 13. Juli Beginn 21 Uhr, sonntags 17 Uhr Einlass 2 Stunden vorher Für Bewirtung ist gesorgt.

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