„Hafenstadt“ feiert im September Jubiläum

Der Wasserstand der Elbe brachte im Laufe der Jahrzehnte das Aus für den direkten Umschlag der Waren an den Elbufern. In den letzten hundert Jahren verlor der Fluss pro Jahr einen Zentimeter an Fahrtiefe. Reichten die einstigen Anlegestellen der Frachtkähne vom heutigen Mückenwirt bis zum Petriförder, können jetzt keine Schiffe mehr direkt von der Elbe aus ihre Ladung aufnehmen. Der Güterverkehr im Magdeburger Hafen erfolgt heute unter anderem wasserstandsunabhängig über den Mittellandkanal.

Magdeburg ist ein Industrie- und Gewerbestandort mit langer Tradition. Bedeutendster Vorteil: Die günstige Lage in Europa. Hier kreuzen sich Straßenverbindungen, Wasserwege und Eisenbahnen. Der Standort bietet Trimodalität – eine Anbindung de luxe für den europäischen Güterverkehr. Der Magdeburger Hafen mit seiner Fläche von 655 Hektar, einer Kailänge von fünf Kilometern und 54 Kilometern Gleisnetz ist der größte und leistungsfähigste Binnenhafen in Mitteldeutschland. Jährlich wechseln drei Millionen Tonnen Güter aller Art die Transportmittel. Heute ist der Hafen Magdeburg ein wesentlicher Motor für den wirtschaftlichen Aufschwung. Gerade im Fernverkehr steigt dabei die Bedeutung der Elbe als internationale Wasserstraße als Bestandteil des Transeuropäischen Netzes. Das derzeitige Umschlagvolumen im Magdeburger Hafen beträgt mehr als vier Millionen Tonnen jährlich mit steigender Tendenz. Damit ist Magdeburg der größte Binnenhafen Mitteldeutschlands und laut einem Gutachten auf Platz 10 der bundes­deutschen Häfen. Zur wasserstands­unab­hängigen Anbindung der Magdeburger Hafenteile an das Wasser­straßen­kreuz errichtete die Bundeswasserstraßenverwaltung eine Niedrigwasser­schleu­se im Rothenseer Verbindungskanal. Durch den Bau der Niedrig­wasserschleuse ist der Magdeburger Hafen an 365 Tagen wasserstands­unabhängig bei vier Meter Wassertiefe.

Der ehemalige Handelshafen, der im Laufe der Zeit seine Funktion als Umschlagplatz verlor, erhielt in den letzten Jahren eine neue Bestimmung. Bestehende Gebäude wurden saniert und umfunktioniert. So zum Beispiel die 2007 eröffnete Denkfabrik, bei der man zwei bereits vorhandene Getreidespeicher miteinander verknüpfte und und hier ein Bürogebäude für innovative Unternehmen und Forschungseinrichtungen errichtete. Langfristig wird der gesamte Bereich des Handelshafens bis zur Elbe geöffnet und städtebaulich sowie wirtschaftlich entwickelt. Das hafentypische Erscheinungsbild wird soweit möglich als städtebauliches Charakteristikum des Wissenschaftshafens erhalten bleiben.

In diesem Jahr feiert der Hafen seinen 125. Geburtstag. Am 8. und 9. September steht das Areal des alten Handelshafens unter Dampf. Rund um den alten Speicher und den historischen Kettenraddampfer „Gustav Zeuner“ wird zum Hafenbgeburtstag viel Unterhaltung beim Familienfest mit Eisenbahnen, Schiffen und Kranen geboten. Mitinitiatoren sind neben den Eisenbahnfreunden der „Verein zur Förderung der Magdeburger Hafengeschichte e.V.“. Die 14 Vereinsmitglieder haben sich auf die Fahnen geschrieben, das Hafengelände in den kommenden Jahren zum „Museumshafen“ zu gestalten. So soll der 1898 gebaute „Taucherschacht II“ und der Eimerkettenbagger „Otter“ zusammen mit dem seit 2010 auf der Kaimauer aufgebockten Kettendampfer „Gustav Zeuner“ ab 2020 die historische „Schiffsmeile“ bilden. Zusammen mit der alten Hafen-Hubbrücke und den Entladeeinrichtungen entstand bereits jetzt eine imposante Hafenkulisse. Vor 125 Jahren waren diese zum Teil innovativen Maschinen, die mit Wasserdruck betrieben waren, ingenieurtechnische Meisterleistungen.

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