Gottlieb Adelbert Delbrück: Magdeburger initiiert Banken-Gründung

Seriös wirkt er in seinem dunklen Anzug samt Fliege auf dem Porträt, das die Titelseite der aktuellen Kompakt-Ausgabe schmückt. Und recht ernst blickt er drein – angemessen für einen Mann in seiner Position im Königreich Preußen. Nein, Adelbert Gottlieb Delbrück war kein Militär oder Staatsdiener, aber er war ein einflussreicher Unternehmer und Bankier. Am 16. Januar 1822 wurde er in Magdeburg geboren, in die weit verzweigte und mit einflussreichen Positionen versehene Familie Delbrück. Sein Vater, Gottlieb Delbrück – geboren 1777 in Magdeburg, gestorben 1842 in Halle –, hatte Jura studiert und war als Justizkommissar und Kriminalrat tätig. Zudem wurde er zum Syndikus des Domkapitels in Magdeburg berufen, mit der Aufgabe, die dortigen Güter zu verwalten. Zuletzt war der Vater Kurator der Universität Halle. Ebenfalls zur einflussreichen Familie gehörte ein Vetter Adelberts, Rudolf von Delbrück, der das Reichskanzleramt leitete und damit enger Vertrauter Bismarcks war. Aus heutiger Perspektive noch bekannter dürfte der Urgroßneffe des Bankiers sein: Peer Steinbrück, ehemaliger Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen und von 2005 bis 2009 Bundesminister der Finanzen.

Adelbert Delbrück selbst studierte Theologie und Rechtswissenschaften und entschied sich anschließend – entgegen der Familientradition – nicht für eine Beamtenlaufbahn, sondern für die freie Wirtschaft. „Der Jurist war nach seinem Studium kurze Zeit als Rechtsanwalt und Justitiar im Rheinland tätig, bis er sich Versicherungs-, Handels- und Finanzgeschäften zuwandte“, heißt es im Buch „Magdeburg – Porträt einer Stadt“ (Verlag Janos Stekovics, 2000). „Seit 1953 in Berlin ansässig, knüpfte er vielfältige Beziehungen zu Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Ein Jahr später gründete er gemeinsam mit anderen Teilhabern das Bank und Kommissionsgeschäft Delbrück, Leo und C.“ Adelbert Delbrück wirkte zudem auch an der Gründung des Deutschen Industrie- und Handelstages mit.

Im Zuge der Industrialisierung und der schrittweisen Vereinigung der deutschen Einzelstaaten zum Deutschen Reich entwickelte sich das traditionelle Bankgeschäft weiter. In dieser Zeit zeigte sich in Berlin eine Reihe von Privatbankiers neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen; ihre treibende Kraft war Adelbert Delbrück, der als der „eigentliche Gründer“ der Deutschen Bank gilt – wie die Chronik der Institution besagt. Der gebürtige Magdeburger saß dem Komitee großer deutscher Bank- und Handelshäuser vor, aus dem im Frühjahr 1870 die Deutsche Bank hervorging. Im Statut, das am 22. Januar 1870 verabschiedet wurde, heißt es: „Der Zweck der Gesellschaft ist der Betrieb von Bankgeschäften aller Art, insbesondere Förderung und Erleichterung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland, den übrigen Europäischen Ländern und überseeischen Märkten.“ (aus: „Geschichte Deutsche Bank, Chronik – von 1870 bis heute“). Das unmittelbare Ziel sei gewesen, sich bei der Finanzierung des deutschen Außenhandels von der Vorherrschaft englischer Banken zu lösen.

1871 wurde Delbrück zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Institution gewählt, während Georg von Siemens als deren geschäftsführender Direktor fungierte. Aufgrund von Differenzen mit diesem legte Delbrück später seinen Vorsitz nieder, blieb jedoch bis zu seinem Tod Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Bank. Adelbert Delbrück starb 1890 in Konstanz und dürfte sich angesichts der aktuellen Ereignisse im Grabe umdrehen. „Die unfähigste Firma überhaupt“, titelte jüngst die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und zitiert in diesem Beitrag Deutsche-Bank-Vorstand Kim Hammonds, die nach eigenen Angaben nie in einer schlechteren Firma gearbeitet hat. (th)

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