Gemeinschaftsidee gegen Armut
Solidarität und Hilfe zur Selbsthilfe, nach diesen Prinzipien lebte Friedrich Wilhelm Raiffeisen, einer der Väter der Genossenschaftsidee. Er wäre am 30. März dieses Jahres 200 Jahre alt geworden. Einer für alle und alle für einen – die Hilfe zur Selbsthilfe hat ihren Ursprung bereits im 19. Jahrhundert. In seiner 1855 erschienenen Schrift „Vorschussvereine als Volksbank“ legte Hermann Schulze-Delitzsch die Grundprinzipien eines genossenschaftlichen Kreditwesens dar. Im Gegensatz zu den Volksbanken für die kleineren und mittleren Gewerbetreibenden widmete sich Friedrich Wilhelm Raiffeisen mit seinen Geschäftsideen den Belangen der Bauern und Agrarproduzenten. Bereits 1893 entstand eine Kasse für landwirtschaftliche Genossenschaften der Provinz Sachsen und angrenzender Staaten, gefolgt von Handwerksinnungen, die eigene Spar- und Darlehnskassen bildeten. 1896 der Zusammenschluss: „Die Verbandsbank gewerblicher Genossenschaften“ – Vorläuferin der heutigen Volksbank – entstand.
Am 27. März 1916 wurde durch die Gründung der Genossenschaft Magdeburger Hausbesitzer zur Beschaffung und Sicherung von Hypotheken eGmbH der Grundstein für die heutige Volksbank Magdeburg gelegt. Die Eintragung in das Genossenschaftsregister erfolgte am 18. September 1916. In ihrer wechselvollen Geschichte wurde die Bank mehrmals umbenannt. So 1946 in die Bank für Handwerk und Gewerbe Magdeburg eGmbH, kurz Gewerbebank genannt. Zu dieser Zeit befand sich der Sitz in der Otto-von-Guericke-Straße 65. Eine schwere Zeit begann für die Bank und ihre Kunden Anfang der 70er Jahre: größere mittelständische Betriebe und Produktionsgenossenschaften (PGH) wurden zwangsverstaatlicht. Damit verlor die Bank einen Teil ihrer angestammten Kundschaft. Nachdem es so aussah, als ob sie ihre Selbstständigkeit verlieren und damit der Staatsbank angegliedert werden würde, zeichnete sich 1975 ein Sinneswandel in der Regierung der damaligen DDR ab. Jetzt wurde die Bank daran gemessen, wie sie die Leistungsfähigkeit des Handwerks und Gewerbes mit Hilfe von steuerbegünstigten Krediten stärkte. Damit wuchs der Kundenkreis wieder an.
Die wirtschaftliche Wende nach der friedlichen Revolution 1989 und die Währungsreform am 1. Juli 1990 verlief für die Bank reibungslos. Schwieriger war der Umbau des neuen Bankdomizils im Breiten Weg 212 und der Kampf um den Kauf des Gebäudes. 1993 konnte der Kaufvertrag unterzeichnet werden. Mit der Jahrtausendwende stehen alle Banken vor neuen Herausforderungen. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volksbank Magdeburg stellen sich den Veränderungen. Der direkte Kontakt zu den Menschen, sowohl zu den Mittelständlern als auch den Privatkunden in der Region, ist eine der größten Stärken der Volksbank. Die Entwicklung kennt keinen Stillstand und es ist die Aufgabe der regionalen Bank, in der Verantwortung gegenüber ihren Anteilseignern als auch für jeden Kunden stets als zuverlässiger Partner zu agieren. Das Geschäftsmodell erweist sich auch in wirtschaftlich turbulenten Zeiten als erfolgreich. Tragender Pfeiler der Unternehmenspolitik ist das genossenschaftliche Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe. Die mehr als 100-jährige Geschichte der Volksbank Magdeburg untermauert im Raifeisen-Jahr 2018, dass regionale Verwurzelung ein Fundament für Vertrauen und Sicherheit ist. Sie ist zugleich eine solide Basis für die Zukunft des genossenschaftlichen Gedankens im Bankenwesen.