Frisur, Kunst und Tradition

Ein Barbierschrank von 1912 aus Paris gehört zu den Sehenswürdigkeiten im Friseurmuseum.

Als es noch keine Zeitung gab, wurden gute Nachrichten durch Frisuren gepriesen, sagt Barbara Psoch. Die Leiterin des Friseurmuseums in der Walbecker Straße deutet auf eine imposante Haartracht, die durch ein Schiff gekrönt ist. Nach historischem Vorbild aus dem 18. Jahrhundert wurde eine solche Schiffsfrisur nachgestaltet und mit Magdeburger Details ergänzt. So ist die Galionsfigur einer Friedenstaube gewichen, die den Magdeburger Jungfernkranz im Schnabel trägt. Aus dem Kriegs- wurde ein Friedensschiff, erklärt Frau Psoch. Eine solche Frisur zu gestalten dauerte damals bis zu acht Stunden und sie musste dann ein bis zwei Wochen halten. Dafür schliefen die Damen im Sitzen.

 

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen führen durchs Friseurmuseum und erklären Details.

Solche und viele weitere spannende Geschichten rund um Haar, Pflege und Schönheit können Barbara Psoch und die Ehrenamtlichen im Friseurmuseum erzählen. Es ist das einzige dieser Art. Besucher reisen aus ganz Deutschland an. Dabei gab es schon so manche überraschende Begegnung. So gehörte der einstige Lehrling Monika (zu sehen auf dem Titelbild dieser Ausgabe) bereits zu den Besuchern oder auch die Teilnehmerin der Olympiade der Friseurkunst 1949/50, der letzten gesamtdeutschen. Ingeburg Meißner gewann damals in Garmisch-Patenkirchen. „Wir möchten solche Erinnerungen bewahren“, sagt Barbara Psoch. Dafür gründete sich der Verein vor mittlerweile 10 Jahren. 2009 wurde das Museum in Stadtfeld eröffnet. Mittlerweile wurden mehrere Tausend Exponate zusammengetragen – vom Ondulierstab bis zur Trockenhaube, vom historischen Föhn bis zur ausgefallenen Perücke, von Friseurschildern bis zu his-torischen Dokumenten. Alltagsgegenstände und historische Kostbarkeiten. Die Vereinsmitglieder sind ausschließlich ehrenamtlich tätig. Unterstützer sind immer willkommen, wirbt Barbara Psoch.

 

Historische Ansichten sind zahlreich zu entdecken.

Kunstvolles Haar tragen natürlich nicht nur Frauen. Seit Jahrhunderten Bart-Kult. So finden sich im Magdeburger Museum alle zwei Jahre Herren aus vielen Teilen Deutschlands zum Bart-Event ein. In diesem Jahr allerdings gibt es einen anderen Ort: die Offene Europameisterschaft der Bärte am 21. und 22. Juni 2018 in Tel Aviv-Jaffa, Israel. Wer teilnehmen möchte, erfährt Weiteres im Friseurmuseum. (ab)

Friseurmuseum, Walbecker Str. 1
Geöffnet: donnerstags von 10 bis 13 Uhr.
Telefon: 0391/ 990 50 50 (AB)

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