Event, Event, ein Ereignis brennt

Eigentlich sollte an dieser Stelle etwas über das immer häufigere Verwenden von Wörtern aus der englischen Sprache in unserem Leben stehen. Unter anderem sollte auch das Wort Event kurz erwähnt werden. Nun aber sehe ich, dass gerade dieses Wort sehr viel gebraucht wird, es wird ständig mit Events geworben, ja, es hat sich schon eine richtige Eventindustrie entwickelt. Der Ausdruck Veranstaltung wird mehr und mehr verdrängt durch Event, und, pessimistisch in sprachlicher Hinsicht gesehen, ist es vielleicht eine Frage der Zeit, dass wir nicht mehr Veranstaltungen, sondern Events besuchen. Veranstalter sind dann Eventagenturen, die auch den einschlägigen Gesetzen unterliegen, und da kann es rechtliche Probleme geben! So ist es schon geschehen, dass eine Eventagentur, die meinte, „nur“ zu organisieren, als Mitveranstalter verurteilt wurde, weil sie maßgeblichen Einfluss auf den Eintrittspreis und die Werbung hatte.

Unsere Aufgabe ist es in dieser Kolumne natürlich nicht, juristische Probleme zu behandeln. Wir versuchen, Erscheinungen, die nach unserer Meinung in der deutschen Sprache auffällig sind, anzusehen. Da ist erstmal die Frage, was ist ein Event, welche Bedeutung hat das Wort, welches grammatische Geschlecht hat es, kann es mit anderen Wörtern zusammengesetzt werden u. ä. Auf jeden Fall ist es kein genuin deutsches Wort, d. h. die alten Germanen hatten es nicht in ihrem Wortschatz. Es stammt ab von dem lateinischen eventum = Ereignis; Ausgang, Ergebnis.

Grundbedeutung ist also Ereignis. Zu uns ist es aus dem Englischen gekommen: Something that happens, especially something important, interesting or unusual. Diese Bedeutung des Wichtigen ist auch in der Definition von évènement im Französischen enthalten (hier Übersetzungen von Beispielen aus einem Dictionnaire du français): Die Geburt ist ein glückliches évènement, und der Tod ist ein unglückliches évènement. Ein unvorhergesehenes évènement hat ihn an der Abreise gehindert. Der Fall der Mauer 1989 ist ein historisches évènement.

Lateinisch, Französisch, Englisch – das sind also die Stationen unseres Event. Welches grammatische Geschlecht hat das Wort? Wie muss es heißen, das Event oder der Event? Entsprechend unserem Duden ist beides zulässig. Vielleicht können wir in einigen Jahren sagen, welche Variante – das Event, sogenanntes Neutrum, oder der Event, sogenanntes Maskulinum – sich durchsetzt oder ob beide gleichberechtigt nebeneinander weiter exis-tieren. Für die Mehrzahl (Plural) gilt die Events.

Nun zur Bedeutung, mit der dieses Wort bei uns gebraucht wird. Dazu erlaube ich mir, ohne Kommentar und ohne Korrekturen von meiner Seite (auch keine Korrektur von Rechtschreibfehlern und Zeichensetzung), Ausschnitte aus einem hier von mir stark gekürzten Internet-Beitrag einer Eventmanagerin in Kopie zu bringen.

Event und Veranstaltung, das ist doch dasselbe!?  Man könnte denken, dass Event einfach nur die englische Übersetzung für Veranstaltung ist. Das stimmt zwar zum Teil, ist aber nicht ganz richtig, denn es gibt einen kleinen, aber feinen Unterschied.

Eine Veranstaltung ist im Vorfeld auf einen bestimmten Zeitraum, Tag und/oder Ort festgelegt. Bsp.: Am 12. August 2017 findet ab 18 Uhr das Galadinner der Firma XY statt. Jede Veranstaltung wird darüberhinaus aus einem bestimmten Grund durchgeführt. Dies kann z. B. ein Jubiläum oder eine Produkteinführung sein, oder eine Motivationsveranstaltung für die Mitarbeiter. Je nach Thema und Grund möchte der Veranstalter mit der jeweiligen Veranstaltung ein bestimmtes Ziel erreichen. Bsp.: Der Veranstalter möchte sein neues Produkt seinen Stammkunden vorstellen. Sein Ziel ist dabei, dass mind. 1.500 Vorbestellungen während der Veranstaltung eingehen.

„Um aus einer Veranstaltung einen Event zu machen, fehlt im Moment noch etwas ganz bestimmtes. Das Zauberwort sind Emotionen. Das ist lt. Meinung von Professoren, Lehrern und zahlreichen Lehrbüchern der Unterscheid zwischen einem Event und einer Veranstaltung. Wenn es uns bei einer Veranstaltung gelingt, durch geschickt eingesetzte Mittel bestimmte Emotionen bei den Gästen zu wecken, werden Sie den Event nachweislich besser und läger im Gedächtnis behalten. Ein gut inszenierter Event, z. B. ein Teamevent, ist in der Lage, das Zusammengehörigkeitsgesfühl eines Teams nachhaltig zu festigen. Wenn das Ziel des Events ist im Unterbewusstsein ein positives Markenimage, eine Verbundenheit zum Produkt oder etwas ähnliches zu schaffen, dann sollte man bei seiner Zielgruppe die passenden Emotionen wecken.

Ein Event definiert sich also wie folgt:

• in der Wahrnehmung der Besucher ist die Veranstaltung einzigartig, die Veranstaltung wird zum Erlebnis/Ereignis,
• die das Involvieren der Besucher nehmen sie den Event positiv wahr,
• ein Event wird auch ausführlich geplant, zusätzlich aber bewusst inszeniert,

Es ist noch nicht ganz klar, worin der Unterschied besteht? Ok, hier kommt ein Beispiel: Eine Veranstaltung kann ein Netzwerkevent sein, bei dem bspw. 100 Gäste in der 0815-Location zusammen treffen. Es gibt 0815-Drinks, 0815-Häppchen und man unterhält sich den ganzen Abend. Vielleicht trifft man alte Bekannte und lernt neue, interessante Personen kennen. Solche Veranstaltungen gibt es jeden Tag in Berlin und man hat sie meist nach einer Woche vergessen. Wenn sie nicht etwas Besonderes geboten haben.

Wie mache ich praktisch aus einer Veranstaltung einen Event? Wir nehmen uns eine Prise Emotionen und Erelbnisse, und würzen die einfache Veranstaltung damit ein bisschen nach.

Ganz so einfach ist es leider nicht, aber die Kernaussage, dass man mit einer gut durchdachten Komposition von Zutaten ein wirklich gutes Event zaubern kann, ist denke ich, klar rüber gekommen.

Catering: Die Getränke könnten sich die Gäste über vollautomatische Bars (ja, die gibt es wirklich) selbst holen. Je nach Benutzter und entsprechend installierter App erkennt die Bar, welche Drinks der Gast sonst immer wählt und schlägt ihm diese automatisch vor (auch das gibt es bereits). Somit schaffen wir ein Gefühl von Persönlichem Gastgeber und wir sprechen die Affinität für neue Technologien an.

Die Speisen an sich können z. B. futuristisch angehaucht sein. Wie wäre es hier z. B. mit Molekular-Küche (ACHTUNG! Sehr teuer) oder einer Art Astronautennahrung? Man könnte auch einen Roboter programmieren, der mit einem Tablett herumfährt. So ähnlich wie die kleinen, selbststeuernden Staubsauger für Zuhause.

Learning: Arrangiert das Catering so, dass es eurer Zielgruppe schmeckt und sie live mit einbindet. Es sollte so gestaltet sein, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Form von den Gästen nicht erlebt wurde. Der Caterer eurer Wahl erstellt euch bestimmt gern auf Nachfrage ein kreatives, innovatives Cateringkonzept.

Ganz wichtig: Eure Gäste sind Menschen. Menschen haben die Angewohnheit zu essen und zu trinken, wenn sie sich wohlfühlen und in einer netten Atmosphäre sind. Ihr kennt bestimmt diesen Appetit auf Chips, Schokolade, wenn ihr entspannt auf der Couch liegt. So ähnlich geht es auch euren Gästen.

Teilnehmer-Involvment: Ich liebe Beispiele und daher kommt hier gleich das Nächste: Ihr seid bei einem Kongress, einer Tagung oder wo auch immer. An irgendeinem Punkt, wird das Publikum unruhig. Ein dezentes Murmeln, die Handys werden gecheckt, immer wieder stehen Leute auf und verlassen den Raum. Wenn ihr kein Event in der Digital Industrie veranstaltet, da ist es normal das ständig Leute rein und raus gehen um zu telefonieren, dann läuft hier etwas falsch. Ihr habt die Aufmerksamkeit eurer Gäste verloren! Katastrophe! Menschen die sich langweilen sind nicht mehr bei eurem Produkt, eurer Dienstleistung oder bei der Sache, die ihr ihnen nahe bringen wollt.

Was also tun? Menschen wollen entertaint oder auf Deutsch ,bespaßt’ werden. Sie entertainen sich aber nicht von selbst, sondern sie möchten, dass ihr ihnen Möglichkeiten gebt, sich zu entertainen, sprich mitzumachen. Wichtig, sie sollten die Wahl haben, ob sie mitmachen wollen oder nicht! Jetzt fragt ihr euch, wie ihr eure Gäste entertaint, richtig? Ihr braucht kein großes Entertainmentprogramm mit Musikern, Künstlern, Lichteffekten und Nebelmaschine, um eure Gäste mit einzubinden.

Wir wollten von den Gästen meines Kunden z. B. wissen, wann ihrer Meinung nach eine bestimmte Technologie marktreif sein wird. Oder es gibt tolle Apps für Teilnehmerabstimmungen, als Quiz oder als Meeting-Apps. Die Auswahl ist riesig und eurer Kreativität sind keine Grenzen gestetzt.

Wie kann man Teilnehmer-Entertainment kostengünstig umsetzen? Seine Gäste sind toll, neugierig und für (fast) jeden Spass zu haben. Deshalb haben wir einfach eine Leinwand und Fingerfarben genommen und sie gebeten auf einer Zeitleiste mit ihrem Fingerabdruck zu voten, wann die Singularität (Der Zeitpunkt an dem Maschinen intelligenter sind als der Mensch) eintritt. Großer Spass für alle und eine tolle Möglichkeit über diese Aktion mit anderen ins Gespräch zu kommen: ,Und, wie hast du gevotet? Wann denkst du, dass die Sigularität eintritt?’“

Die vorstehend abgedruckten Auszüge aus der Werbeschrift einer Eventmanagerin stimmen im Prinzip mit der Definition von Event überein, wie sie im Gabler-Wirtschaftslexikon gegeben wird: „Begriff: Veranstaltungen aller Art, die durch Inszenierung, Interaktion zwischen Veranstalter, Teilnehmer und Dienstleistern sowie multisensorische Ansprache erlebnisorientierte Kommunikationsbotschaften an die Zielgruppe herantragen. Der Begriff Veranstaltung bezeichnet ein organisiertes, zweckbestimmtes, zeitlich begrenztes Ereignis, an dem eine Gruppe von Menschen vor Ort und/oder über Medien teilnimmt.“

In weitergehenden Ausführungen zu dieser Definition von Event werden die ursprünglichen Bedeutungen, wie wir sie oben zu der englischen und französischen Version des Wortes in den Beispielen gesehen haben, bei Gabler bezüglich des Deutschen sogar zurückgewiesen, und das mit Recht, denn nur als Veranstaltung mit der gerade zitierten Definition scheint sich Event im Deutschen durchzusetzen.

Als Bestimmungs- oder Grundwort in Wortzusammensetzungen ist Event offensichtlich besonders produktiv. Da gibt es Eventmanager, Eventmakers, Eventlocactions, Eventagenturen, Eventmarketing, es existiert auch ein Speditionsunternehmen für Eventlogistik. Wenn Sie sich der Firma „SoS Events“ anvertrauen und dadurch nach Recruiting-Events, Personalentwicklungs- und Teambuilding-Maßnahmen sowie Personalmarketing-Events zu einem gutbezahlten Posten gekommen sind, dann gehen Sie zum Bogenschieß-Event, wo Sie voll ins Schwarze treffen!

In unserem Falle, so meine ich, können wir schlussfolgern, dass ein Wort aus einer fremden Sprache in unsere deutsche Sprache nur mit einer ganz speziellen Bedeutung übernommen wird. Im Longman Dictionary of Contemporary Englisch, herausgegeben im Jahre 2002, steht erst an zweiter Stelle der Erläuterungen zu event, dass auch social gathering, wie Sportveranstaltungen, Konferenzen oder Partys, events darstellen. Die erste Bedeutung, die das Wort in der Fremdsprache hat, nämlich „Ereignis“ – siehe hierzu die oben gegebenen Beispiele in der Übersetzung aus dem Französischen –, fällt im Deutschen völlig unter den Tisch, ja, sie würde sogar als Hohn empfunden werden, z. B. wenn in einer Nachrichtensendung von einem Erdbeben, einem Flugzeugabsturz oder ähnlichem als „Event“ berichtet wird.

Abschließend wünschen wir den vielen jungen Freunden, dass sie immer gute Events erleben. Und: In the event of rain, the party will be held indoors. Ganz zum Schluss noch eine Warnung vor „falschen Freunden“: das englische Wort eventual (Adjektiv), eventually (Adverb), bedeutet im Deutschen nicht eventuell, sondern letztlich, schließlich, am Ende! Dieter Mengwasser

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