Ein Heimspiel für die „Ladies“
Magdeburg ist im Dezember bei der Handball-Weltmeisterschaft der Frauen Austragungsort für zehn Spiele. Die Vorbereitungen laufen.
Preisfrage: Was ist das Sport-Highlight 2017 in der Landeshauptstadt? Erste verblüffende Antwort: Ausnahmsweise mal nicht Fußball. Und auch nicht Boxen. Sondern Handball. Aber nicht die erfolgsgewohnten SCM-Männer. Nein, Frauenhandball heißt in diesem Jahr der Hit an der Elbe. Mit dem Höchsten, was die Sportart zu vergeben hat, der Weltmeisterschaft. Vom 10. Bis 13. Dezember ist Magdeburg Austragungsort von insgesamt zehn WM-Partien. Darunter als Höhepunkt wahrscheinlich eine Viertelfinalpartie mit dem deutschen Team; sofern es sich in den Vorrunden-Begegnungen durchsetzt.
Ein halbes Jahr vor dem Top-Event geht es, zumindest von außen gesehen, noch relativ ruhig zu beim städtischen Organisationskomitee. Dort hält Kerstin Richters, im Zivilberuf Vize-Chefin des Bereichs Schule und Sport der Stadt, die Fäden in der Hand. „Bisher liegen wir mit der Vorbereitung gut im Rennen“, bilanziert die frühere SCM-Handballerin. Und das, obwohl die Anforderungen gegenüber der Männer-WM 2007 erheblich höher geworden sind. Im Februar 2015 hatte sich Magdeburg zusammen mit weiteren 14 deutschen Städten um die WM-Ausrichtung beworben, neun Monate später erhielt man vom Deutschen Handballbund (DHB) den Zuschlag für die Getec-Arena.
Vier Achtelfinals, zwei Viertelfinals und vier Begegnungen um dem sogenannten Presidents Cup, den die Fünft- und Sechstplatzierten der Vorrunden austragen, wird Magdeburg erleben. „Wenn die deutsche Mannschaft in ihrer Vorrundengruppe zumindest Platz vier belegt, werden wir sie im Achtelfinale hier sehen“, freut sich Richter. „Wir haben all unsere Energie reingelegt, das Team von Bundestrainer Michael Biegler an die Elbe zu bekommen.“ Würde es so kommen, wie es sich alle wünschen, würde sich das deutsche Team am 10. Dezember (18 Uhr) in der Getec-Arena präsentieren.
Für die vom ehemaligen SCM-Männertrainer Michael Biegler betreuten deutschen Frauen ist das Weltchampionat der Höhepunkt einer über einjährigen Vorbereitung. Seit April 2016 wird an dem Projekt WM gearbeitet. Platz sechs bei den europäischen Titelkämpfen im Vorjahr in Schweden zeigte, dass die Richtung bei den „Ladies“, wie Biegler seine Schützlinge nennt, stimmt. Nämlich den deutschen Frauenhandball aus einem längerwährenden Tief herauszuholen. Das Ziel ist klar definiert: Halbfinale. „Wir haben 2017 insgesamt 85 Lehrgangstage, in denen wir knallhart für dieses Ziel arbeiten werden”, sagt Mannschaftskapitänin Anna Loerper.
Beitragen sollen dazu auch zwei junge Frauen, die ihren ersten Schritt im Leistungshandball in Magdeburg unternommen haben: Anne Hubinger und Antje Lauenroth. Rückraumschützin Hubinger besuchte in Magdeburg das Sportgymnasium und lief für den HSC 2000 aus, bevor sie zum HC Leipzig und im Sommer 2017 zum Thürineger HC wechselte. Die aus Haldensleben stammende Lauenroth spielte ebenfalls fünf Jahre für den HSC 2000. Erst mit 28 gab die Kreisspielerin, von Beruf Kriminalkommissarin, vom neuen deutschen Meister Bietigheim im Juni ihr Debüt in der Nationalmannschaft.
Magdeburg könnte für die Biegler-„Ladies“ also eine Zwischenstation zu ihrem Halbfinalziel werden. „Wir tun alles, um für die nötige Stimmung in der Halle zu sorgen“, versichert Richter. Gut 4.800 Karten stehen jeweils für eine aus zwei Partien bestehende Session in der Getec-Arena zur Verfügung. „Wenn wir durchschnittlich 4.000 Besucher haben“, so die Organisaions-Chefin, „wäre das für Frauenhandball eine sehr gute Quote.“ Über einen Deal mit dem Handball-Verband freut sich Richter besonders: „Zu den Nachmittags-Begegnungen am 10. und 11. Dezember stehen für Schulen und Vereine Tickets für nur drei Euro bereit.“ Ansonsten bewegen sich die Eintrittspreise (jeweils für zwei Spiele) zwischen 17,50 und 49 Euro.
Die Magdeburger Organisatoren beziffern den Etat der drei Wettkampftage auf 350.000 Euro. Untergebracht werden die Teams, die teilweise mit dem Flugzeug anreisen sollen, in den beiden Hotels Maritim und Ratswaage. „Insgesamt werden wir zwölf Nationen in Magdeburg zu Gast haben“, so Richter. Der spezielle Bodenbelag für die WM wird aus dem Vorrundengruppenort Oldenburg in die Landeshauptstadt transportiert. Unterstützt wird das Organisationskomitee von zirka 140 Freiwilligen, sogenannten Volunteers, die vor allem im Service- und Betreuungsbereich tätig sein werden. Rudi Bartlitz
Kompakt
Magdeburg ist vom 10. bis 13. Dezember 2017 Austragungsort von zehn Spielen (vier Achtelfinals, zwei Viertelfinals, vier Partien um den Presidents Cup) der Handball-Weltmeisterschaft der Frauen. Die WM beginnt am 1. Dezember und endet am 17. Dezember. An ihr beteiligen sich 24 Mannschaften, die in vier Vorrundengruppen aufeinander treffen. Deutschland spielt zunächst in Leipzig. Die jeweils ersten vier der Vorrundengruppen erreichen das Achtelfinale. Die Finalrunde wird dann in Hamburg ausgetragen. Titelverteidiger sind die Frauen Norwegens.