Die wandelbare Stadt und die Energie ihrer Menschen

Kommunalwahlen lösen bei manchen Bürgern nur ein müdes Gähnen aus. Zu Wahlforen kommen nur wenige und die Mehrzahl im Publikum befindet sich häufig schon in der dritten Lebensphase. Die Beteiligungen an den Wahlen 2009 mit 35,1 Prozent und 2014 mit 38,3 Prozent sind ein Indiz dafür, dass die Mehrheit der wahlberechtigten Magdeburger besseres vorhat, als eine Stimme abzugeben. In diesem Jahr sind rund 194.800 Bürger der Landeshauptstadt zur Kommunalwahl am 26. Mai wahlberechtigt. 457 Kandidatinnen und Kandidaten treten in zehn Wahlbereichen für 17 Parteien oder Wählergruppen an.

Bereits Ende April wurden die Wahlbenachrichtigung verschickt. Darin findet man, in welchem der insgesamt 159 Wahllokale die Wahlberechtigten am Wahltag ihre Stimme abgeben können. Die Benachrichtigung enthält zudem einen Hinweis, ob das Wahllokal für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte zugänglich ist. Wer am 26. Mai tatsächlich verhindert ist, kann seine Stimme per Briefwahl abgeben. Die Briefwahlstelle befindet sich im Katzensprung 2. Dort können Briefwahlunterlagen beantragt werden und darüber hinaus ist dort die sofortige Wahl möglich. Die Briefwahlstelle ist bis zum Freitag vor dem Wahltag geöffnet (weitere Infos unter: www.magdeburg.de/wahlen).

Magdeburg hat sich seit dem Jahr der Deutschen Einheit, 1990, enorm gewandelt. Wer Städte mit vergleichbarer Größe wie beispielsweise Chemnitz oder Halle besucht, wird feststellen, dass die Ottostadt mit seinen vielen erneuerten Arealen und mit seinem Stadtbild andere weit abgeschlagen hat. Die zahlreichen Baustellen und Verkehrseinschränkungen mögen in den zurückliegenden Monaten oft genug an manchen Nerven gezerrt haben. Dennoch sind Neubau, Sanierung und Modernisierung sichtbare Zeichen für einen weiteren Wandel. Die Sanierung der Stadthalle und der Hyparschale, der Brückenneubau über die Elbe, die Errichtung von Domviertel, Altstadt-Quartier, neuer SWM-Zentrale neben Karstadt, der Bau des Luisenturms an der Erzbergerstraße, die Bebauung des Universitätsplatzes – und die Liste ließe sich nicht nur in der Innenstadt fortsetzen – sind Belege für eine Magdeburger Dynamik.

Die Wandelbarkeit der Ottostadt von der einstigen Kaiserpfalz zu ihrer großen europäischen, mittalalterlichen Bedeutung, zur Reformations-Hauptstadt, die 1631 zu einer vollständigen Zerstörung führte, welche sich am 20. Mai zum 388. Male jährt, haben schon die chronistischen Aufzeichnungen von damals markiert. Die Bevölkerungsexplosion mit dem Beginn der Gründerzeit von 80.000 auf fast 350.000 Einwohner 1940, die erneute gewaltige Zerstörung als Folge des 2. Weltkrieges, der schwere Wiederaufbau in der Nachkriegszeit und die Veränderung ab der Einheit bis heute stellen die Veränderungsfähigkeit der Magdeburger als historische Leistung einzigartig unter Beweis. Und die wesentlichen Erneuerungen hat diese Stadt stets aus der Kraft ihrer Menschen erzeugt.

Man mag über manche Entscheidung im Stadtrat den Kopf schütteln, einiges kann zu kurz gedacht, anderes wenig visionär und manches regelrecht einfältig erscheinen, aber dennoch wurden im Plenarsaal des Stadtrates die Entscheidungen für Neues, für Modernisierungen als auch Bewahrungswürdiges getroffen. Auch wenn im Nachhinein oft genug vom Magdeburger Volksmund gemeckert wurde. Es brauchte aber Ideen von Politikern, die Gewichtung im Rathaus und die Verantwortung für einzusetzende Gelder. Aber im Grunde dürfen wir auf alles neu Gewachsene, Umgestaltete und Erneuerte stolz sein. Die Energie, die in den letzten knapp 30 Jahren dafür wirkte, ist vielleicht vergleichbar schwungvoll wie in den 65 Jahren zwischen 1875 und 1940. Dafür sollte man schon mal eine Stimme übrig haben. Thomas Wischnewski

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