Die Puppe wird 60

Jubiläumssaison startet am 7. Oktober

Frank Bernhardt vor dem neuen Plakat des Puppentheaters. „Feste Feiern“ ist der Titel der Saison.

Feste feiern will das Puppentheater und so verkündet es auch das Motto der neuen Spielzeit am Puppentheater. Der Grund leuchtet von den Plakaten: 60 Jahre! Das Jubiläum wird nicht wie bei der 50 mit einer großen Festaufführung (Konfettirevue) gefeiert, sondern mit einer ganzen Saison und zahlreichen Veranstaltungen. Eine Gala, so schön sie ist, ist begrenzt, zeitlich wie auch bei der Anzahl der Besucher. Jetzt aber wollen Ensemble und Crew um Theaterintendant Michael Kempchen möglichst vielen Interessenten das Mitfeiern ermöglichen – mit einer ganzen (Juliläums)Spielzeit!

Eröffnet wurde das Spielhaus 1958 mit dem „Gestiefelten Kater“. Den wird es nun, 60 Jahre später, erneut geben. Allerdings in einer völlig anderen Version: als Musical für Kinder, mit glitzernden Rebhühnern, verzauberten Mäusen und plappernden Katzen. In den 1960er Jahren wurde das Abo-System eingeführt, vor allem Schulen und Kindergärten gehörten zu den ständigen Besuchern. Seitdem gab es wohl kaum ein Magdeburger Kind, das nicht im Puppentheater war. Auch heute stehen auf dem Programm Inszenierungen für die Jüngsten, verspielt, denkanregend, kindgemäß. Doch seit Langem ist das Puppentheater weit mehr als ein Spielort für Kindergeschichten. Die erste Abendinszenierung fand übrigens 1966 statt: „Der kleine Prinz“. Darüber hinaus begannen 1977 die Hofspektakel (damals „Bier und Puppen“), die sich schnell etablierten und heute Kult sind – mit ständig wechselnden Inszenierungen. 

Mehr als 500 Vorstellungen werden jährlich gegeben, mittlerweile für alle Altersgruppen. Mit Ins­zenierungen wie „M. – eine Stadt sucht einen Mörder“, „Meet me in Moskau“ oder dem neuen „Schimmelreiter“ bietet das Ensemble faszinierende Unterhaltung, genreübergreifend. Immer mehr wird jugendliches Publikum ins „Puppenhaus“ gelockt, Teenager, Studenten, weiß Frank Bernhardt, der seit 25 Jahren zum Puppentheater gehört und als Künstlerischer Leiter neben Intendant Michael Kempchen prägend wirkt. Das Haus bietet 200 Plätze, erfreut sich einer Auslastung von 98 Prozent und begrüßt mehr als 50.000 Besucher jährlich. Die seit 1991 organisierten Internationalen Figurentheaterfestivals haben Magdeburg zum Mekka des Puppenspiels werden lassen. Seit 2007 werden zudem die KinderKulturTage veranstaltet. 2012 wurde mit der „villa p.“ eine umfassende Figurenspielsammlung eröffnet, in der regelmäßig auch Sonderausstellungen stattfinden. So kehren im Jubiläumsjahr erstmals die Spielutensilien des berühmten Xaver Schichtl nach Magdeburg zurück, wo er vor Jahrzehnten wirkte. Eröffnet wird zudem eine „Hall of Fame“, die sozusagen das Who-is-Who des Magdeburger Puppentheaters zeigt, erklärt Frank Bernhardt: in einem separaten Raum werden alle Mitwirkenden in einer digitalen Installation vorgestellt. Zu den zahlreichen Aktionen zum Jubiläum gehören außerdem „60 Jahre – 60 Fenster“, eine Art moderne Schnitzeljagd ab Ende Oktober in der Innenstadt. Höhepunkt des Jubiläumsjahres wird die Aufführung „King Kong“ in Kooperation mit dem Theater Magdeburg sein. „Dabei steht King Kong nicht als Tier im Mittelpunkt“, erklärt Frank Bernhardt, sondern „steht symbolisch für das Fremde, Exotische.“ Auch das ist typisch Puppentheater: Hier werden aktuelle Themen aufgegriffen, künstlerisch umgesetzt, zur Diskussionen angeregt und Flagge gezeigt.

Zuvor wird am 7. Oktober zum gemeinsamen Feiern ins Haus an der Warschauer Straße eingeladen: Beim Tag der offenen Tür warten viele Überraschungen, Einblicke in Inszenierungen, Gespräche und vieles mehr. Aktuelle Informationen auf der Internetseite www.puppentheater-magdeburg.de (ab)

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