Die Abenteuer des Pinocchio

Pinocchio oder Buratino? Die Geschichte ist dieselbe: Der hölzerne Junge will ein Mensch werden und zieht hinaus in die Welt … Ein Märchen zur Weihnachtszeit. Besuch bei der Probe.

Aus der Spindel wurde eine Hauptrolle: Emil  Bauer gab im vorigen Weihnachtsmärchen sein Debüt an der Seite von Dornröschen. In diesem Jahr übernimmt der 12-Jährige die Hauptrolle: Als Pinocchio in der gleichnamigen Inszenierung der Schaubühne Magdeburg. Von einem Glücksgriff schwärmt Regisseur Knut Müller-Ehrecke und lobt: „Emil ist ein Traum.“ Der scharwenzelt währenddessen händeschwingend über die imaginäre Bühne des Proberaums. Grüne Hose, blau-weiß gestreifte Strümpfe, weißes Hemd und rote Weste geben ihm ein kess-verwegenes Aussehen. Das passt wunderbar zu seiner Rolle – ist Pinocchio doch ein kleiner Holzkopf, der gern ein Mensch sein möchte, ein ganz normaler Junge. Dabei fühlt er sich von Papa Carlo, gespielt von Knut Eicke, zu sehr eingesperrt. Der hat ihn aus einem Holzscheid geschnitzt, gab ihm Figur und ihm zuliebe sein letztes Hemd für eine Fibel, damit der Junge was lernen kann. Das schert den kleinen Lümmel wenig – er will hinaus, in die Welt, etwas erleben … Von seinen Abenteuern erzählt das diesjährige Weihnachtsmärchen der Schaubühne. Dabei war die größte Herausforderung der Autoren G.K.P. Meinecke, einen Roman auf Inszenierungslänge zu kürzen, verrät Peggy, die gemeinsam mit ihren Eltern die Texte schreibt. Basis ist der Kinderbuchklassiker „Das goldene Schlüsselchen“ von Alexej Tolstoi, bei dem der Holzbursche mit der langen Nase Buratino heißt. In anderen Ländern heißt er Pinocchio und dieser Name ist weltweit bekannter. Deshalb entschied sich das Ensemble für die Kombination von beidem im Titel.

„Ruhe jetzt“, fordert der Regisseur und geht an die Feinheiten: Wohin mit dem Messer von Papa Carlo, damit die Ratte (Ulrike Bauer) sich nicht verletzt? Wie nutzt das Heimchen (Martina Behnisch) ihren Krückstock? Wann saust Pinocchio über die Bühne und wo entlang? Woher zieht er seinen Holzwurm? „Ich brauch‘ Taschen“, sagt Emil und fährt suchend mit den Händen über seine Hose. Einsatz für Kerstin Liebe, die für die zahlreichen Kostüme verantwortlich zeichnet. „Kein Problem, da setze ich Stoffreste an.“ Weniger zufrieden scheint sie mit den Froschkostümen. Eins ist fertig, das zweite noch in Arbeit. Sollen sie gleich oder ähnlich aussehen? Wie ist es möglich, dass die Darsteller (Ingo Fritz, Tilo Schacks) gut genug gu-cken können, ohne das eigene Gesicht zu zeigen? Es gibt viele Tiere in dieser Inszenierung, auch  Kerstin Liebe ist eins: Kater Basilius, der mit der Füchsin Alice (Peggy Meinecke) ein verschlagenes Doppel spielt. Holger Herbst wird zum Hund Artemon,  Stefanie von Landwüst ist als Malwina zu erleben, Edgar Ziegler als Wirt, Wiebke Bohm als Wirtin, Ulrich Baster als Pierrot. Den bösen Karabas Barabas gibt Heiko Herfurth und letztlich – natürlich – ist auch wieder Till dabei, der durch die Geschichte führt. Das übernimmt in diesem Jahr Julia Jantos, die dafür sogar extra das Akkordeonspiel gelernt hat.

Die Inszenierung selbst wird diesmal etwas weniger musikalisch als in den vergangen Jahren. Stattdessen gibt es Zirkusfeeling. Zu den Besonderheiten der diesjährigen Inszenierung gehört ein fulminantes Finale in einer Zirkusarena. Mit originalen Requisiten, die vom Zirkus Probst zur Verfügung gestellt wurden. In der Manege wird Einrad gefahren, gibt es Jonglage und Akrobatik, ist Unterstützung der Theatergruppe des Ökumenischen Gymnasiums. Es wird spannend, nicht nur für Pinocchio, auch für das Publikum. Birgit Ahlert

Termine, Karten & Co.

Weihnachtsmärchen: Pinocchio und die Suche nach dem Goldenen Schlüsselchen. Inszenierung: Schaubühne Magdeburg e.V.
Premiere: 7. Dezember, 9 Uhr.
Weitere Aufführungen: 8. und 9. Dezember, jeweils 12.30 Uhr und 15.30 Uhr.
Eintrittskarten gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen der Stadt sowie unter Telefon (0391) 53 34-80 (Tourist-Information)
Preise: Kinder 6 Euro, Erwachsene 9 Euro
Bei Gruppen ab 10 Kindern kostet das Ticket 5 Euro pro Kind (ein Betreuer Eintritt frei)

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