Deutschlands erste Großsiedlung
Zunächst offiziell als „Siedlung an der Großen Diesdorfer Straße“ bezeichnet, gilt die 1931 nach dem Oberbürgermeister Hermann Beims benannte Siedlung als größte und bekannteste Siedlung im Bereich des sozialen Wohnungsbaus der 1920er Jahre. Der Großteil der circa 2.000 Wohnungen wurde zwischen 1925 und 1929 errichtet. Grundlage dafür war der damals als Neuheit in ganz Deutschland geltende, von Bruno Taut erarbeitete Generalsiedlungsplan. Die Planung hatte das von Johannes Göderitz geleitete Stadterweiterungsamt übernommen. Auftraggeber waren hauptsächlich der Verein für Kleinwohnungswesen und die Magdeburger Gemeinnützigen Heimstätten A.G.
Die Beimssiedlung leistete in den 1920er Jahren einen großen Beitrag zur Beseitigung der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg in Magdeburg. Ziel war es, einem größeren Teil der Bevölkerung gesunde Wohnungsverhältnisse zu günstigen Preisen zur Verfügung stellen. Dazu zählte das Novum, dass die größeren Wohnungen mit Bad und Toilette ausgestattet waren. In der Siedlung wurden dreigeschossige mit Flachdächern bedeckte Häuser errichtet, die beinahe ausschließlich parallel zueinander in nordsüdlicher Richtung angeordnet wurden. Dadurch war es möglich, die Wohnungen mit Fenstern in östlicher und westlicher Richtung zu versehen. Die hellen Räume, die sich somit auch gut belüften ließen, waren in der damaligen Zeit ebenfalls eine Neuheit. Und auch die großen begrünten Innenhöfe sowie der in Ost-West-Ausrichtung angelegte Grünzug mit seinen Pappelalleen waren damals keine Selbstverständlichkeit.
Seit Gründung der WOBAU im Jahr 1992 befindet sich die Beimssiedlung, die im Zweiten Weltkrieg größtenteils von der Zerstörung verschont blieb, im Eigentum der städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Bereits zuvor wurde die Siedlung im Jahr 1980 als Denkmal des Städtebaus unter Schutz gestellt. Aufgrund des fortschreitenden Alters der Bausubstanz sind komplexe Sanierungsmaßnahmen nötig, die nach und nach entsprechend der heutigen Wohnraumbedürfnisse umgesetzt werden. Die Völpker Straße war das erste Projekt dieser Baumaßnahmen und derzeit wird die Marienborner Straße saniert – darunter die zum Teil kleinen Bäder, die Elektroanlagen, Türen und Fußböden. Die Grundrisse werden verändert, Fassaden saniert und Balkone angebaut.
Wer sich für das Aussehen eines Domizils in den 1920er Jahren interessiert, kann sich die Museumswohnung im Haus der Beimsstraße 5 anschauen. Die WOBAU hat dort eine Drei-Zimmer-Wohnung im Stil des Neuen Bauens so eingerichtet, wie sie den Erstmietern damals übergeben wurde. Eine Musterwohnung in der Marienborner Straße 13 – nach modernen Standards saniert und ausgestattet – kann ebenfalls besichtigt werden. (th)