Den ganzen Sommer lang, so ein Theater
Jetzt beginnen vielfältige Sommeraufführungen. Ines Lacroix vom Theater an der Angel erzählt heiter über das Drama, die Dramen der anderen nie sehen zu können und andere Sommertheatererkenntnisse.
Frau Lacroix, Sie stehen das ganze Jahr über auf der Bühne. Sind Sie eigentlich froh darüber, im Sommer mal eine Theaterpause einlegen zu können?
Ines Lacroix: Welche Pause meinen Sie?
Vom 22. Juni bis 9. Juli ist doch im Theater an der Angel eine kleine Spielpause für das „Sommerabendgezwitscher von Lerchen und Nachtigallen“.
Aber da fahren wir alle nach Hamburg, weil Matthias Engel und Günther Michael bei den Privattheatertagen in Hamburg „Enigma“ aufführen und für die Inszenierung vielleicht einen Preis erhalten.
Ich dachte, Sie hätten Gelegenheit, sich die anderen Sommertheaterstücke in Magdeburg anzusehen.
Unser Pech ist, dass wir selten sehen, was die Kollegen machen. Wir spielen dann immer selbst. Ein paar Tage reise ich nach Frankreich und nehme mir Stücke zum Lesen mit, um über Ideen für weitere Aufführungen nachdenken zu können.
Apropos Idee, wer von Ihnen hatte denn die für die Adaption des Stücks von Ephraim Kishon „Es war die Lerche“?
Muss ich das wirklich verraten?
Das wäre schön.
Ursprünglich wollten wir etwas ganz anderes machen. Das war aber noch nicht ausgereift. Zehn Tage vor Probenbeginn entschieden wir uns um. Ich hatte den Kishon noch im Schubfach.
Dafür, dass die Vorbereitungszeit so kurz war, erlebte ich die Premiere als reife Aufführung.
Danke schön. Das freut die Akteure natürlich.
Sehr witzig, Shakespeares Romeo und Julia überlebend und als altes, zerstrittenes Pärchen zu zeigen, das gegen den Autor und der gegen die Protagonisten aufbegehrt. Und das alles von einem Spielpunkt aus der Mitte des Raumes heraus.
Das fanden wir auch. Oliver Breite hat als Regisseur ganze Arbeit geleistet. Aber man sollte es sich selbst ansehen. Auch die Shakespeare-Figuren vor dem Stück, die wir im Garten zur Einstimmung geben.
Das ist wohl nicht einfach, beim Ruf des Theaters an der Angel, permanent ausverkauft zu sein.
Stimmt doch gar nicht. Noch sind nicht alle Vorstellungen ausverkauft. Und man kann es durchaus spontan versuchen. Es gibt immer mal wieder zwei oder drei freie Plätze.
Vielleicht würden freie Kapazitäten besser sichtbar werden, wenn Sie Ihre Karten über eines der bekannten Buchungssysteme anbieten würden.
Ganz ehrlich – das können wir uns gar nicht leis-ten. Da müssen wir immer noch die Vermittlungsgebühr abziehen. Ich hätte da einen anderen Vorschlag. Im Rahmen der Kulturhauptstadtbewerbung könnte man ein System erstellen, über das alle freien Theater und sonstige Kleinveranstalter ihre Tickets verkaufen könnten. Jeder pflegt seine Aufführung und Termine selbst ein und in einer App könnte jeder sehen, was läuft und sofort Karten bestellen.
Ideen für das Thema Kulturhauptstadt werden sicher gern eingesammelt. Aber noch mal zurück zum Theatersommer in Magdeburg. Der ist doch ziemlich reich und reizt Sie nicht?
Mich reizt Theater immer, im Guten wie im Schlechten. Aber es stimmt, in Magdeburg hat sich eine vielseitige Szene entwickelt. Im August ste-cken wir schon in den Vorbereitungen für Andreas Kriegenburgs Stück „Sommertraumschiff – Ein Sinkspiel“ mit Maria Thomaschke aus Berlin, Therese Thomaschke aus Bautzen und Bernhard Biller aus Leipzig sowie mit Matthias Engel und mir.
Noch ein Sommertheater? Da wird mir klar, dass sie andere nicht sehen können.
Was für ein Drama? So ein Theater ums Sommertheater. Bei Kriegenburg kann man den Gestrandeten zuschauen und ihren musikalischen Fantasien folgen, ein Robinsondasein zwischen Hängematten aus Strandgut. Das gibt eine heitere Gelassenheit. Gut, dass wir für den Sommer des Publikums auf der Bühne stehen. Gespräch: Thomas Wischnewski