„Boxen und Bier – das passt schon“

Ulf Steinforth, Beigeordneter Reiner Nitsche, Braumeister Mark Anton Hiller am 12. Januar bei der Grundsteinlegung der neuen Brauanlage in der Brenneckestraße (v.l.n.r.). Foto: Peter Gercke

Der Magdeburger Unternehmer Ulf Steinforth geht in Sudenburg zwei Professionen nach: Hier befindet sich  die Geschäftsstelle seines Profi-Boxstalls SES, des zweitgrößten Deutschlands, und die neue Brauerei der von ihm wieder ins Leben gerufenen Marke „Sudenburger Bier“.
Halberstädter Straße 189. Hier, in einer modernen Büroetage, läuft ein Teil jener Fäden zusammen, die das deutsche Profiboxen derzeit zusammenhalten. Leute wie Ex-Weltmeister und Europachampion Robert Stieglitz, sein Kronprinz Dominic Bösel oder WM-Anwärter Robin Krasniqi gehen ein und aus. Von Sudenburg aus, wo kurz nach dem Krieg sogar der berühmte Max Schmeling, Deutschlands erster Box-Weltmeister im Schwergewicht,  bei einem Kampfabend als Ringrichter durch die Seile kletterte, werden Kampfkontakte in alle Himmelsrichtungen des Erdballs  geknüpft. Steinforths SES-Team veranstaltet unterdessen längst selbst auch im Ausland, so vor allem in Tschechien, aber auch in Slowenien und Russland.
Chef Ulf Steinforth (49), der den Profiboxstall SES im Jahr 2000 gründete und mittlerweile ein weltweit anerkannter Promoter ist, erinnert sich: „Sudenburg ist für mich schon immer so etwas wie eine Zentrale aller meiner geschäftlichen Aktivitäten gewesen – und bis heute geblieben.“ Am Bahnhof stellte der junge umtriebige Geschäftsmann kurz nach der Wende seinen ersten Spielautomaten auf. In der Eiskeller-Passage befand sich acht Jahre lang das Gym seiner Faustkämpfer, bis es 2008 aus allen Nähten platzte. Und an der Brenneckestraße wächst derzeit ein neues Brauhaus hoch, mit der die Traditionsmarke „Sudenburger Bier“ wieder Einzug in die Stadt hält. Der Neu-Brauer Steinforth: „Ich bin Magdeburger aus tiefstem Herzen. Mit dem Brauhaus möchte ich ein kleines Stück dazu beitragen, einst verlorene Traditionen der Stadt wiederzubeleben.“
Steinforth weiter: „Seit 2014 füllen wir an der Brenneckestraße in den Sorten Pils, Helles und Bock das zunächst in Franken gebraute Craft-Bier ab, vom Frühjahr 2017 läuft dann alles nur noch in Magdeburg. Wir wollen im neuen Brauhaus zunächst jährlich 10.000 Hektoliter, abgefüllt in 0,3-Liter-Bügelflaschen, auf den Markt bringen.“ Der soll zunächst vor allem regional ausgerichtet sein. Der Risiken, sich auf diesen heftig umkämpften Markt zu begeben, ist sich der Unternehmer durchaus bewusst: „Wir wissen“, erkannte er schon vor längerem, „dass die Bierbranche ein Haifischbecken ist. Um bestehen zu können, brauchst du eine geile Idee und Leute, die dich unterstützen. Ich denke, wir haben beides.“
Steinforths Wurzeln in Sudenburg reichen tief. „Meine Urgroßeltern“, erzählt er, „betrieben in dem Stadtteil ein Fuhrgeschäft. Sie haben sich seinerzeit vor allem um die Müllabfuhr gekümmert. Für mich als Kind gehört es zu den schönsten Erinnerungen, wenn ich mit meinen Eltern am Wochenende einen Ausflug in die Geschäftsstraße Halberstädter machen durfte. Und in derselben Straße habe ich als junger Kerl im Goldenen Löwen ausgeholfen. Mein Vater war dort, wie es zu DDR-Zeiten hieß, gastronomischer Leiter.“  
Für ihn sei Sudenburg von jeher ein Stadtteil gewesen, der vor allem von Selbständigen geprägt werde, sagt der Unternehmer: „So empfinde ich das jedenfalls.“ Viele Kleinbetriebe und Handwerker hätten beiderseits der Halberstädter Straße ihre Wirkungsstätte gehabt beziehungsweise haben sie wieder dort. So fühlt sich Steinforth mit seinen beiden mittelständischen Unternehmen hier sichtlich wohl. „In der neuen Brauerei, in die wir rund zwei Millionen Euro investiert haben, werden einmal bis zu zehn Leute eine Beschäftigung finden, derzeit sind es fünf“, sagt er. Bei der Box-Firma arbeiten fünf Angestellte in Büro und Verwaltung, hinzu kommen etwa 15 Faustkämpfer und deren Trainer, die bei SES in Lohn und Brot stehen.
Dass Boxen und Bier zwei völlig unterschiedliche Dinge sind, die einander ausschließen oder zumindest einen überaus gewagten Spagat verlangen, findet Steinforth überhaupt nicht. „Nicht nur, dass beides mit „B“ anfängt, bei beiden brauchst du geschäftlichen Spürsinn, Idee und gute Mitarbeiter. Außerdem ist es in der heutigen Zeit nicht schlecht, wenn du als Unternehmer in der Lage bist, sozusagen multi-tasking  zu agieren.“ Insofern, sagt er aus vollem Herzen und meint es auch so, „Boxen und Bier – das passt schon.“ Rudi Bartlitz


Kompakt

Ulf Steinforth wurde am 17.August 1967 in Magdeburg geboren. Er ist Gründer und Chef der in der Landeshauptstadt beheimateten Firma Sport Events Steinforth (SES). Aus dem seit 2000 agierenden Boxstall, der u.a. die Amateur-Faustkämpfer vom SV Lindenweiler intensiv unterstützt, gingen zahlreiche Weltmeister hervor, unter anderem Robert Stieglitz, Natascha Ragosina, Ramona Kühne und Christina Hammer. Der Geschäftsmann (u.a. Eigentümer der Automatenhersteller-Firma Galaxy) hat 2014 die Marke „Sudenburger Bier“ zu neuem Leben erweckt. Gegenwärtig entsteht an der Brenneckestraße ein neues Brauhaus. Es soll im Frühjahr 2017 mit einer Jahreskapazität von 10.000 Hektolitern seine Produktion aufnehmen.

Zurück