Bauzaungalerie: Kunst an der Bretterwand für guten Zweck

Kai Spaete

Schon wieder eine Großbaustelle, schon wieder im Zentrum der Stadt. Und dann auch noch am Breiten Weg … Die Begeisterung der Bevölkerung für bauliche Aktivitäten – vor allem, wenn diese sich über einen längeren Zeitraum ziehen – hält sich in Grenzen. Verständlich. Irgendwie. Aber die Notwendigkeit von Bauarbeiten, ob im Falle eines Tunnels, einer Brücke oder eines Gebäudes, steht hier nicht zur Debatte. Vielmehr soll etwas in den Fokus gerückt werden, das einzigartig in dieser Stadt ist und das ohne das Unterfangen „Domviertel“ wohl nicht entstanden wäre: die Bauzaungalerie.

„Die Idee dazu hat sich im vergangenen Jahr herauskristallisiert“, erklärt Juliane Splitt von der Wohnungsbaugenossenschaft Otto von Guericke, die neben der WOBAU und der MWG an der Umsetzung des Bauvorhabens beteiligt ist. „Wir wollten ein Projekt initiieren, um die Bauphase erträglicher zu machen und sie mit etwas Positivem zu verbinden.“ Diverse Möglichkeiten wurden diskutiert, Risiken abgewogen. „Es sollte etwas sein, das Beständigkeit hat und vielen etwas bringt, nicht nur den unmittelbar daran Beteiligten.“

 

Robert Klein

Daher hat sich die Wohnungsbaugenossenschaft für ein künstlerisches Projekt entschieden. Angefangen am 20. Juni 2017 werden für die Dauer der Entstehung des Gebäude-ensembles „Domviertel“ im Wechsel von zwei Monaten Werke von Künstlern aus der Region am Bauzaun ausgestellt. Derzeit sind noch bis Mitte Februar einige Reproduktionen des Lichtkunst-Fotografen Daniel Lehmann zu sehen. „Wer noch ein Geschenk zum Valentinstag benötigt, kann bis zum 14. Februar für die Bilder bieten“, so Juliane Splitt.

Denn solange die Werke an der Bauzaungalerie bestaunt werden können, gibt es auch die Möglichkeit, das jeweilige Bild zu ersteigern. Die Kosten für die Umsetzung trägt die WBG Otto von Guericke. Für die Künstler ist dies eine kostenfreie Plattform und Vernetzungsgelegenheit. Der Erlös der Versteigerungen kommt diversen Vereinen zugute. Bislang konnte sich die Theaterballettschule Magdeburg über den Erlös der ersten Versteigerung freuen. Der Verein will damit u.a. die Kursgebühren für Kinder aus einkommensschwachen Familien übernehmen und das Geld für anstehende Renovierungs- und Sanierungsarbeiten einsetzen. Der Erlös der zweiten Auktion ging an den Meridian e.V., eine von mehr als 40 Organisationen unter dem Dach der Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt, der damit Workshops im eigenen Kunststudio für Kinder und Jugendliche aus sozialschwachen, kinderreichen und teilweise alleinerziehenden Familien realisieren möchte. Das Geld der dritten Versteigerung kommt zwei Vereinen zugute, die sich für das Wohl von Hunden einsetzen: die „Pfotenretter Ungarn“ und dem „Altenheim für Hunde“ in Magdeburg.

 

Gerd Kassühlke

Den Reigen aus Gemälden, Grafiken und Fotos an der Bauzaungalerie eröffnete im vergangenen Juni Kai Spaete. Der 44-Jährige experimentierte für seine Bildserie „Tanz & Eleganz“ bei einem außergewöhnlichen Shooting mit Weltklasse-Tänzern, Magnesiastaub und ultrakurzen Belichtungszeiten. Entstanden ist dabei eine dynamisch-ästhetische Reihe aus Schwarz-Weiß-Fotografien. Nachfolgend war von Mitte August bis Mitte Oktober die Serie „Mind Movies Art“ von Robert Klein ausgestellt, der seine Arbeiten in einer Mischung aus analoger und digitaler Herangehensweise erstellt. Der 29-Jährige entwickelte sein Interesse für den kreativen Beruf während der Wehrdienstzeit und absolvierte anschließend in Berlin ein Basisstudium zum Kunstzeichner/Kunstmaler. Mit dem Studium der Visuellen Kommunikation in Hannover eignete er sich Designgrundlagen an und konzentrierte sich zum Ende des Studiums auf Illustration und Zeichnung.

 

Daniel Lehmann

Gerd Kassühlke, dessen Werke bis Mitte Dezember zu sehen waren, hatte erst 2013 mit dem Malen begonnen. In seiner Wahlheimat in der Altmark führt der gebürtige Northeimer mit seiner Ehefrau Tanja eine Galerie, in der sich auch sein Atelier befindet. Für sein Projekt „Malerei und Mensch“ nutzte er fast ausschließlich Acrylfarben und möglichst große Pinsel, um Porträts, Aktbilder oder Menschen in Bewegung auf die Leinwand zu bringen. Ihm folgte – wie bereits erwähnt – Daniel Lehmann, der mit seinem Team mittels Langzeitbelichtung und technischem Equipment in die Nacht hinein malt und dies dann in einer einzigen Aufnahme festhält. Nach Auktionsende Mitte Februar wird der Erlös des Projektes „Jahre des Lichts“ an den Verein „Bienenweide“ gespendet, der sich gegen das Bienensterben und für ein gesundes Ökosystem einsetzt.

Auf den folgenden Seiten sind Abbildungen einiger Werke der genannten Künstler zu finden. Wessen Bilder als nächstes die Bauzaungalerie zieren werden, das wollte Juliane Splitt noch nicht verraten. Doch die Liste der Künstler ist lang … Tina Heinz
www.bauzaungalerie.de

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