Aufbruch in den Frühling

Als könnten sie es nicht erwarten, drängen die Menschen am ersten frühlingshaften Wochenende ins Freie. Spaziergänger im Herrenkrug und im Stadtpark, am Petriförder und auf dem Breiten Weg, über den Domplatz schlendernd, hinab zu den Stufen am Domfelsen, weiter über die Hubbrücke. Radfahrer durchpflügen die Menschenmenge auf dem Elberadweg in beide Richtungen, machen dort Station, wo die Gastronomie ein Draußensitzen bereits zu dieser Jahreszeit ermöglicht. Auch wenn der eine Tisch oder die andere Bank im Schatten steht … egal, schließlich ist Frühling, wer möchte da schon drinnen Platz nehmen? Auch die ersten Kanuten lassen sich von der Strömung die Elbe hinabtragen. Und diejenigen, die am liebsten gleich den Sommer herbeigrillen würden, lassen sich auf den frisch-grünen Flächen der Parks nieder. Breiten ihre Decken auf den Wiesen aus, die wenige Tage zuvor noch vom Regen durchnässt wurden und nachts nur knapp dem Frost entkommen waren. Die Luft ist wieder erfüllt von einem Gemisch aus Grillanzünder, verglühender Holzkohle und mariniertem Fleisch. Kleine Rauchschwaden bahnen sich ihren Weg gen Himmel – durch die noch kahl wirkenden, aber bereits mit Knospen versehenen Äste im Park. Andernorts duftet es nach Kaffee, laufen Kinder mit vom Eis verschmierten Mündern und Händen über den Spielplatz. Wehren sich gegen die Aufforderung ihrer Eltern, die Jacke doch wieder anzuziehen. Es sei schließlich noch nicht Sommer.
Bei all dem fröhlichen Treiben wirkt es, als habe das Leben in den vergangenen Monaten stillgestanden. Als habe sich niemand ins Kalte, Nass-Graue getraut. Schon Goethe war dieses Phänomen bekannt und formulierte es in seinem „Osterspaziergang“. Nicht nur, dass Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick vom Eise befreit waren. Sondern auch: „Überall regt sich Bildung und Streben; Alles will sie (die Sonne) mit Farben beleben; Doch an Blumen fehlt‘s im Revier; Sie nimmt geputzte Menschen dafür“. Nun, an Blumen mangelt es hier nicht. Mitte März hatte der Eigenbetrieb Stadtgarten und Friedhöfe in der Innenstadt mit der diesjährigen Frühjahrsbepflanzung begonnen. Insgesamt 79.870 Blumen wurden ins Erdreich gesetzt – zunächst in die Schmuckbeete rund um das Alte Rathaus, anschließend auch in die Beete am Petriförder, am Franckedenkmal im Nordpark, im Breiten Weg, im Herrenkrug, in der Halberstädter Straße/Ecke Leipziger Straße, am Hannoverschen Platz, am Hochzeitshaus und in der Schönebecker Straße. Für Farbtupfer im Grünen sorgen nun Stiefmütterchen, Hornveilchen, Vergissmeinnicht und Tausendschön.
Und so sind nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Menschen – wie es Goethe schrieb – alle ans Licht gebracht. Bevölkern die Parks und Plätze. Und davon gibt es in Magdeburg nicht zu wenige. Zu den Grünanlagen der Stadt zählen 19 Parks, darunter die drei größten: Herrenkrug (64 Hektar), Elbauenpark (100 Hektar) und Stadtpark Rotehorn (200 Hektar). Zudem gibt es 17 Friedhöfe mit einem großflächigen grünen Areal. Die in der Fläche größte Begräbnisstätte ist der Westfriedhof mit 62,5 Hektar. Die zweitgrößte – wenn auch aufgrund von Bauarbeiten in der Raiffeisenstraße mit dezimiertem Grün – ist der Südfriedhof mit 18 Hektar. Der Friedhof Buckau umfasst 7,69 Hektar. Auch zahlreiche wasserspeiende Brunnen prägen das Stadtbild in der Freiluftsaison – insgesamt sind es 26. Der wohl bekannteste dürfte der Faunbrunnen, im Volksmund auch „Teufelsbrunnen“ genannt, in der Leiterstraße sein, der vom Magdeburger Bildhauer Heinrich Apel in den 1970er Jahren geschaffen wurde. Ebenfalls zu den Grünanlagen gehörend verfügt die Stadt über mehr als 120 Spielplätze. Aber wenn das Wetter dazu verführt, werden auch andere Areale zum „Spielplatz“ …für Groß und Klein. Tina Heinz

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