Auch ein Buchrücken kann entzücken
Seine Augen leuchten und über sein Gesicht huscht ein Lächeln, wenn Wolfram Neumann beginnt, von seinen Büchern zu erzählen. Seine Bücher – das sind etwa 35.000 Exemplare, die zu 1.750 Buchreihen gehören. Denn das ist es, was der 1943 in Schwerin an der Warthe geborene Mediziner sammelt: deutschsprachige Buchreihen. Sie spiegeln hauptsächlich das kulturelle Leben Deutschlands im 20. Jahrhundert wider – vom Kaiserreich über die Weimarer Republik, die Hitlerdiktatur bis zur Trennung der beiden deutschen Staaten und ihrer Wiedervereinigung. Zum Teil in kleinen, dem Laien unbekannten Verlagen sind die Bücher erschienen. Reihen, die nur in einem Zeitraum von zwei oder drei Jahren verkauft wurden. Reihen, die eine thematische Vielfalt von Kunst, Geschichte, Philosophie oder Biographien offenbaren. Die Reihe Pieper und die Weberschiffchen gehören zu seiner Sammlung ebenso wie die Reihe Pandora und die Werke der Bücherei des Schocken-Verlags, die zwischen 1933 und 1939 erschienen und umfangreiches Material zur Erforschung der jüdischen Kultur, verknüpft mit der deutschen Geschichte bieten. Zu den bekannteren Objekten dürften die vom Insel-Verlag herausgegebenen Werke zählen. Seit 1912 erscheinen diese Bücher und bis heute wurden etwa 1.600 Titel veröffentlicht. Damit habe alles angefangen. „Schon als Student hat mich die Insel-Buchreihe fasziniert und so begann ich, einen Titel nach dem anderen zu sammeln“, erklärt der Orthopäde und emeritierte Professor an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Diese und andere Buchreihen betrachtet Wolfram Neumann als Kunstwerke. „Die Gestaltung des Schutzumschlags und des Einbandes, die Typographie und die Illustrationen genügen hohen ästhetischen Ansprüchen. Mit den farbigen Musterpapieren und den Titel- und Rückenschildern ist die gesamte Insel-Buchreihe einheitlich gestaltet. Jeder einzelne Titel ist mit Schmuckelementen sowie farbigen Überzugspapieren ausgestattet – und das macht für mich die Faszination aus“, erklärt Wolfram Neumann mit vor Begeisterung strahlenden Augen. Seine Sammlung, die jährlich weiterwächst, hat der Mediziner bereits vor mehreren Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mittels der Ute-und-Wolfram-Neumann-Stiftung, die zu seinem 60. Geburtstag ins Leben gerufen wurde, wurden die Werke an die Universitätsbibliothek Magdeburg übergeben. (th)