Abwasser marsch!
Enge Kanäle zu begehen und zu reinigen oder mit Substanzen in Kontakt zu kommen, die manche Menschen als ekelhaft bezeichnen würden, ist für Felix Klärner kein Problem. „Mein Vater ist in dieser Branche tätig – da gab es keine Berührungsängste, als ich mich für diesen Beruf entschieden habe. Ich wusste, was auf mich zukommt“, erklärt der 29-Jährige. In Zwickau aufgewachsen, war er acht Jahre bei der Bundeswehr in Burg als Zeitsoldat stationiert und absolvierte anschließend eine Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik. „Die Städtischen Werke Magdeburg sind dafür der richtige Anlaufpunkt, weil ich weiß, dass ich hier die Möglichkeit habe, mich weiterzuentwickeln.“ Und SWM-Pressesprecherin Cornelia Kolberg fügt an: „Wir legen viel Wert darauf, dass sich unsere Auszubildenden, die übernommen werden, auch weiterbilden können – sich etwa als Techniker qualifizieren, ihren Meister machen oder sich auf ein bestimmtes Gebiet spezialisieren.“
Als Fachkraft für Abwassertechnik ist man u.a. für die Reinigung der Abwässer und für das Warten der Abwasserrohrsysteme zuständig. Zudem überwacht und steuert man die Betriebsabläufe in Kläranlagen und Kanalbetrieben. 25 Personen absolvieren derzeit ihre Ausbildung bei der SWM, darunter eine zur Fachkraft für Abwassertechnik. „Wenn das neue Ausbildungsjahr beginnt, werden es sogar drei Fachkräfte für Abwassertechnik sein“, so Cornelia Kolberg.
Felix Klärner hat die Ausbildung bereits hinter sich und sammelt in seinem ersten Jahr Berufserfahrung bei der SWM. „Um einen Abschluss zu erlangen, ist es notwendig, Ahnung von Mathe, Chemie, Physik und Bio zu haben“, meint der gebürtige Zwickauer. „Denn während der Ausbildung erhält man einen Einblick in alle Bereiche, von der Arbeit in den Kanälen bis zu Arbeit im Labor.“ Im Labor hat Felix Klärner allerdings selten zu tun. „Dafür gibt es im Klärwerk Magdeburg/Gerwisch eigene Labormitarbeiter.“ Doch abgesehen davon ist der Alltag einer Fachkraft für Abwassertechnik recht vielfältig. „Man kommt beispielsweise mit Kunden in Kontakt, wenn Hausanschlüsse im Fall eines verstopften Rohres gereinigt werden müssen. Elektrische Maschinen muss man bedienen können. Kanäle wie etwa an der Unterführung am Uniplatz müssen regelmäßig gespült werden. Bei Starkregen oder im Falle eines Hochwassers sind besondere Maßnahmen in der Kanalisation notwendig. Zudem wird in jedem Stadtteil in größeren zeitlichen Abständen das gesamte Kanalnetz kontrolliert und untersucht“, schildert der 29-Jährige.
Neben dem etwa 1.100 Kilometer umfassenden Kanalnetz kommt die Fachkraft für Abwassertechnik auch in den 97 Abwasserpumpwerken (90 in Magdeburg, 7 in Gerwisch) zum Einsatz. Diese sind zuständig für einen weitgehend gleichmäßigen Abwasserzufluss zum Klärwerk und somit für stabile und effektive Reinigungsabläufe. Ein weiterer Tätigkeitsbereich ist das Klärwerk Magdeburg/Gerwisch. Dort wird das Abwasser der Landeshauptstadt behandelt, indem mechanisch absetzbare und aufschwimmende Schmutzstoffe abgetrennt und gelöste Abwasserbestandteile biologisch abgebaut werden. „Es wird allerdings immer schwieriger und kostenintensiver, das Abwasser zu reinigen“, sagt Felix Klärner. Das liege vor allem daran, dass zunehmend Stoffe in den Kreislauf geraten, die nicht biologisch abbaubar sind. Zum Beispiel Mikropartikel in Kosmetika oder Wirkstoffe in Medikamenten, die der menschliche Körper unverändert ausscheidet. Ein großes Problem sei außerdem feuchtes Toilettenpapier – nicht nur aufgrund der Inhaltsstoffe, sondern auch, weil es stabil und reißfest ist und die Pumpwerke verstopft. Es gibt also genug zu tun für die Fachkräfte für Abwassertechnik. Tina Heinz