Vom Hörensagen: Wer nicht hört, isst schwarze Steaks …
Ich liebe das – diese schöne Jahreszeit, in der man im Freien sitzen kann, Sonnenuntergänge beobachtet und mit Freunden plaudert. Abends werfe ich den Grill an und lasse auf dem Rost ein paar wirklich leckere Steaks geschmacksknopsengerecht unter der Kohlenhitze reifen. Das sind Momente, in denen man den Sinn des Lebens spüren kann. Neulich wollte ich wieder solche wundervollen Stunden entstehen lassen. Aber irgendwie war alles wie verhext. Sie können sich schon denken … Ja, um Himmelswillen das Fleisch war mächtig schwarz. Unsere Nachbarn stocherten genervt auf dem Teller herum und taten aus Anstand so, als würde es ihnen nichts ausmachen. Und ich schämte mich in die Sterne. Wie es dazu kam? Ich stand wie immer am Grill, die Hitze der Grillkohle war auf Idealtemperatur. Die Steaks waren aufgelegt und begannen vielversprechend zu bruzeln. Meine Frau rief etwas aus der Küche. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagte. Also fragte ich nach … Sie rief wieder. Ich verstand noch immer nichts. Aber sie kam mir auch keinen Millimeter entgegen. Ich konnte doch nicht weg vom Grill, weil das Fleisch … Gut, ich gestehe, ich hatte schlicht meine kleinen Hörhilfen vergessen. So wog ich ab, ob ich sie schnell holen könnte und ob die Grillzeit der Steaks das erlaubt. Klar, ich bin Grillexperte genug, um zu wissen, dass ich diese zwei Minuten locker riskieren konnte. Flugs stürmte ich ins Haus … Nur leider lag mein Phonak nicht da, wo es hätte liegen sollen. Meine Augen scannten alle Ablagen im Zimmer. Nichts. Die Steaks … Ich rannte ins Schlafzimmer … Nichts. Im Bad – auch nichts. Verzweiflung … Die Steaks … Ich eilte zurück in den Garten … „Suchst du dein Phonak“, hörte ich auf dem Weg durch die Küche meine Frau rufen … „Ich habe es neben den Grill gelegt…“ Wortlos rannte ich weiter … Sie ahnen es, ich kam zu spät. Die Nachbarn standen schon am Gartenzaun. Ich riss mit der Zange die ein Steak nach dem anderen vom Grillrost. Aber die Unterseiten waren nicht mehr zu retten. Warum hatte meine Frau nur … Ja ich weiß, bin selbst schuld, ich hätte die kleinen Dinger wie immer tragen sollen. Es hätte so ein schöner Abend werden können … Ihr Karsten Fischer