Verstandesamt: Verstandesenge in der Bildungspolitik
In Sachsen-Anhalt wird in Parteien und im Parlament aktuell über einen Lehrkräftemangel an Schulen diskutiert. Anlass ist die stark gestiegene Anzahl ausfallender Unterrichtsstunden. Im Prinzip fordert man im Konzert, mehr Lehrer einzustellen, um dem Ausfall zu begegnen. Der Bildungsminister Marco Tullner zuckt indes mit der Schulter und verweist auf die beschlossenen finanziellen Möglichkeiten im Haushalt. Dies sei nun einmal Gesetz. Nach eindringlicher Prüfung kommt das Verstandesamt zur Auffassung, dass in der vorliegenden Diskussion eine allgemeine Verstandesenge sichtbar wird. Offensichtlich bleibt die Argumentation in einer Art Ressortdenken stecken. Einzig mit der Idee zu regieren, die Zahl der Pädagogen zu erhöhen, verstellt die Blicke auf Potenziale und Möglichkeiten. Verstandesamtlich wird angeordnet, jene Haushaltsmittel und den Personaleinsatz zu untersuchen, der gesellschaftstherapeutisch für gestrauchelte junge Persönlichkeiten aufgewendet wird. Anstatt im Anschluss an die Schulzeit hilflos mit sozialen Pflastern zu reagieren und Menschen Wege im Leben zu zeigen, sollte diese Methoden bereits während der Schul- und Ausbildungsepoche eingsetzt werden. Das würde Lehrer entlasten, Betreuung und Unterweisung intensivieren. Sogar eine allseits diskutierte Einführung für Leitkultur wäre obsolet. Diese würde dadurch ganz ohne inhaltliche Vorgabe schlicht vorgelebt werden. Aus verstandesamtlicher Sicht sind für diesen Ansatz ausreichend Mittel und Menschen vorhanden. Kinderpsychotherapeutische Angebote müssen nicht außerhalb von Bildungseinrichtungen greifen, sondern vorrangig darin. Die Komplexität des Erziehungs- und Bildungsprozesses therapeutisch außerhalb der eigentlichen Sphäre nachzujus-tieren, erscheint verstandesamtlich geistig kurzsichtig. Politiker, die sich mit solchen Themen beschäftigen, wird geraten, sich dringend einer Begutachtung im Verstandesamt zu unterziehen, um besser handlungsübergreifende Ideen entwickeln zu können. i. A. Knüllig-Dingeldeu, Verstandesamtsrat