Verstandesamt: Wahl-Burn-out

In einigen Tagen wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt sein. Politiker aller Parteien haben bis dahin einen Marathon an Wahlveranstaltungen, Diskussionsrunden, Bürgergesprächen, Plakatklebeaktionen und zahlreiche Stunden an Informationsständen verbracht. Das Verstandesamt rechnet nach der Wahl mit einem erhöhten Auftreten von Burn-out-Phänomenen in Politikerkreisen. Zur Betreuung Betroffener wird deshalb ab dem 24. September ein ambulantes psycho-politisches Zentrum eingerichtet. Dies soll insbesondere für solche Parteienvertreter zur Verfügung stehen, die in Folge der Wahl Listenplätze und Direktmandate verfehlen. Es wird verstandesamtlich angeraten, akut auftretende Niedergeschlagenheitszustände nicht zu verschleppen. Es besteht die Gefahr, dass sich bei Nichtbehandlung chronische Verbitterungsstörungen und Depressionen entwickeln, welche in Frustrationen gegenüber Wählern ausarten können. Absehbar sind aber auch psychische Beeinträchtigungen unter Wahlberechtigten. Bereits jetzt mussten im Verstandesamt mehrere Bürger wegen Wahlüberforderung und informeller Reizüberflutung behandelt werden. Insbesondere die Folgen von ausufernden Losungswellen und Slogan-Lawinen führten vorrangig politisch einseitig orientierte Bürger in Zustände von Desorientierung. Um eine epidemische Ausbreitung solcher Überforderungsstimmungen zu vermeiden, rät das Verstandesamt zu konsequenter Wahlkampfabstinenz. Es wird empfohlen, auf Nachrichtensendungen und so genannte Polit-Talks im Fernsehen zu verzichten. Wege aus der häuslichen Umgebung sollten auf wenige notwendige Erledigungen reduziert werden, um den unausweislichen Anblick von Wahlplakaten zu verringern. Halten Sie wenn möglich den Blick gesenkt. Leider lassen sich nicht alle Reize der Wahlwerbung ausblenden. Versuchen Sie zukunftsorientiert positiv zu denken. Nach der Wahl werden Sie vier Jahre lang nicht mehr behelligt und können ruhigen Gewissens das Leben genießen. i. A. Knüllig-Dingeldeu, Verstandesamtsrat

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