Verstandesamt: Sprunghafte Verbreitung des Messias-Syndroms

Das Jerusalem-Syndrom ist ein bekanntes Phänomen, von dem jährlich etwa 100 Besucher und Einwohner der Stadt Jerusalem betroffen sein sollen. Die Erkrankung äußert sich unter anderem darin, dass sich der oder die Betroffene mit einer heiligen Person aus dem Alten oder Neuen Testament identifiziert und sich als diese ausgibt. Weltweit wird derzeit jedoch eine andere Verstandesstörung – eine, die das Gegenteil ausdrückt – sichtbar: das Messias-Syndrom. Ganze Menschengruppen verfallen offensichtlich in ein übertragbares massenpsychisches Phänomen und glauben in einem Menschen so etwas wie einen Erlöser sehen zu können. In den USA ist das bei den Anhängern von Donald Trump erkennbar. Aber auch in Deutschland breitet sich die Psychose aus. Als Martin Schulz als Kanzlerkandidat verkündet wurde, gab es angeblich massenhafte SPD-Parteieintritte. Medienbeiträge und Äußerungen von sozialdemokratischen Sympathiesanten strahlen eine alles überstrahlende Euphorie aus. Man muss den Eindruck gewinnen, als hätte Martin Schulz bereits – ganz allein – die Wahl entschieden. CDU und CSU hätten ratlos aufgegeben sowie AfD, Linke und Grüne spielten gar keine Rolle. Die verstandesamtliche Sorge geht allerdings noch etwas weiter. Die derart euphorisierten Menschen reflektieren das eigene Verhalten kaum, sondern projizieren es auf andere. Zum Beispiel werfen sie AfD-Anhängern eine übertriebene und unkritische Gläubigkeit gegenüber den Verkündungen einzelner Parteiführer vor. Die eigene Gutgläubigkeit wird dadurch jedoch verdrängt. Schulz muss nur das Wort Gerechtigkeit in den Mund nehmen und schon folgen ihm die Massen arglos. Aus verstandesamtlicher Sicht besteht die Gefahr einer psychischen Volksseuche. Das Verstandesamt bittet daher um Mithilfe. Melden Sie bitte besonders fanatisch erscheinende Angehörige. Diese sollten dringend therapeutische Hilfe annehmen. i. A. Knüllig-Dingeldeu, Verstandesamtsrat

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