Verstandesamt: Napoleon-Komplex und Minderheitsverständnis

Im so genannten Napoleon-Komplex wird behauptet, dass Menschen von kleinem Körperwuchs dazu neigen, dies durch sichtbare Erfolge und Statussymbole zu kompensieren. Es deuten vielfach gesellschaftliche Erscheinungen darauf hin, dass dieses Phänomen auch in gruppendynamischen Prozessen wirkt. Spätestens seit PEGIDA wurde sichtbar, dass sich mehrere Tausend Menschen in der Eigenwahrnehmung als ganzes Volk verstehen können. In der Selbstvergrößerung sind solche Bürger aber nicht allein. Minderheiten neigen scheinbar tendenziell dazu, ihre Anliegen, Interessen und Bedürfnisse aus einer übergroßen Bedeutung heraus herzuleiten. Man erlebte die Art der Bedeutungserhöhung schon bei homosexuellen und anderen sich teilweise selbst abgrenzenden Persönlichkeiten. Auch die AfD im Landtag von SachsenAnhalt zeigt dieses Phänomen. Durch Erhöhung der Anzahl an Pressemitteilungen könnte der Eindruck vermittelt werden, als würden 25 Parlamentarier die Welt vertreten. Eine Podiumsdiskussion mit dem neu-rechten Intellektuellen und Verleger Götz Kubitschek holte die AfD nach dem zurückgepfiffenen Disput-Teilnehmer Holger Stahlknecht im Theater der Landeshauptstadt nun ins Landtagsgebäude. Die eigenladenen Politiker, Burkhard Lischka (SPD) und Swen Knöchel (Die Linke), wollen aber nicht so recht mitdiskutieren. Jetzt hält man sich gegenseitig undemokratische Umtriebigkeit vor und pocht dabei auf die eigene demokratische Größe. Vom Verstandesamt wird darauf hingewiesen, dass jede Seite selbst in der Minderheit ist und von daher keines der Argumente einen Anspruch auf mehrheitliche Wahrheit anmelden kann. Aus Sicht des Verstandesamtes findet der Napoloen-Komplex seine Wurzel in der menschlichen Natur, die Individualität nicht als Minderheit begreifen zu können, sondern sich selbst stets als Mehrheit sehen zu wollen. Möglicherweise liegt darin ein Grund, sich anderen gegenüber als größer begreifen zu müssen. i. A. Knüllig-Dingeldeu, Verstandesamtsrat

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