Verstandesamt: Haben wir schon eine Regierung?
Merken Sie was? Haben wir schon eine Regierung? Bis März spürte man nicht, dass Deutschland keine Regierung hatte, außer einer ehemaligen, geschäftsführenden. Jetzt soll ja wieder ein neues Merkel-Kabinett an den Rädern drehen, aber irgenwie ist es nicht anders, als keine sogenannte ordentliche Regierung am Werk war.
Gut, wir haben jetzt unseren Horst mit seinem Heimatmuseum – Quatsch, Heimatministerium, das im Innern des Innenministeriums ein paar Dienstzimmer mit Beamten ausmacht. Da fühlt man sich gleich viel heimatlicher. Der Horst ist in der Tat ein echter Neuzugang im Bundeskabinett. Stimmt nicht – 1992 kümmerte er sich um das Gesundheitsressort, bis er dann unter Kanzler Schröder zurück nach Bayern musste, um unter der lebensgefährlichen Krankheit Myokarditis seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Ach, dann war der Horst ja noch mal von 2005 bis 2008 Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Jetzt ist er also wieder in Berlin angekommen, um von dort aus die Bayerische Heimat zu fördern. Und er muss die Angela nun nicht mehr aus der Münchener Ferne piesacken.
Der Heiko Maaß ist auch nicht mehr ganz so frisch im neuen unspürbaren Kabarett, eh Kabinett. Man freut sich so gern über alte Bekannte, quasi über Vertraute, die in aufgestellte Fettnäpfe tappen. „Jeder Besuch in Israel ist etwas Besonderes“, hatte Maas zu Beginn seiner ersten Antrittsreise in Israel gesagt. Sein Vorgänger Sigmar Gabriel war in seiner Formulierung während seines Antrittsbesuchs als Außenminister vor nicht einmal einem Jahr ähnlich in der Formulierung. So ist das mit den neuen Akzenten, wenn man eine neue Regierung hat und das nicht bemerkt. Halt! Ein Punkt war doch etwas anders: Das Feindbild nach Russland ist derart angeschwollen, dass man insbesondere bei Heiko Maas Angst haben möchte, dass er von seinem geistigen Vakuum nicht vom nächsten Windzug fortgetragen würde. Würde das jemand bemerken? Wahrscheinlich nicht.
Sie haben schon gespürt, dass da ein paar andere Figuren auf den Sesseln sitzen? Vielleicht kriege ich einfach nichts mehr mit. Oder es liegt an den gebetsmühlenartigen Beteuerungen, die sich Jahr für Jahr gleich anhören. Überall sei zwar Veränderung, der man sich stellen müsste, aber die Konzepte für die Zukunft sind dann doch eher die alten.
Sehen Sie, jetzt schwant mir doch noch, dass bereits eine neue Regierung im Amt ist. Wenn nämlich dieselben Proklamationen und Versprechen heruntergeleiert werden, kann das nur von einer neuen Regierung kommen. Wenn es noch die alte wäre, würde sie schweigen, weil selbst die nicht immer dieselbe eigene Leier hören kann. Sollte jedoch Berlin tatsächlich in Bewegung kommen, werden wir es sicher noch rechtzeitig bemerken. Vielleicht an der wundersamen Eröffnung des BER oder auch an dessen Abriss. Ich schaue jetzt noch ein wenig auf das Blühen der Tulpen. Da ist wesentlich mehr Bewegung drin. i. A. Knüllig-Dingeldeu