Verstandesamt: A 14 und die Entdeckung der Langsamkeit
Es klingt fast wie ein Wunder: 2022 soll die Autobahn 14 durchgängig befahrbar sein. So verkündete es kürzlich der für den Bau zuständige Landesminister Thomas Webel. Gut Ding will Weile haben, heißt es im Volksmund. Die BAB 14 wird deshalb noch viel besser als gut, wenn sie denn mal fertiggestellt sein sollte. Das Verstandesamt untersucht derzeit, ob das gesamte Vorhaben nicht mit einem historischen Fluch belegt ist. Schließlich war am 25. April 1936 die Freigabe des ersten Teilstückes zwischen der Anschlussstelle Halle/Peißen und Leipzig (Ost). Während die Trasse zwischen Halle und Magdeburg im Jahr 2000 freigegeben wurde (derzeit wird auf der Strecke massiv gegen den Betonkrebs an der Fahrbahndecke gekämpft), begannen die Planungen für die Nordverlängerung bereits 1995. Zehn Jahre später hatte man sich auf die Streckenführung geeinigt. 2012 erfolgte bei Ludwigslust ein erster symbolischer Spatenstich. Symbolisch sind offenbar nicht nur die immer Mal wieder aufflammenden Aktivitäten am Infrastrukturprojekt, sondern ebenfalls die Verzögerungen und Verlängerungen. Das Verstandesamt betreut von Anfang an Mitarbeiter der Straßenplanungen, die sich in der eigenen Tätigkeit einem Fluch ausgesetzt sehen. Bisher konnten jedoch verstandesamtlich keine übernatürlichen Einwirkungen ausgemacht werden. In unserer Fachbehörde exis-tiert derzeit die übereinstimmende Meinung, dass mit dem Fertigstellungsjahr 2022 eine äußerst kühne Prognose abgegeben wurde. Vielmehr verdichten sich verstandesamtliche Indizien, die dafür sprechen, dass sich Sachsen-Anhalt ganz neue Forschungsergebnisse zur Endeckung der Langsamkeit erhofft. Möglicherweise soll der A14-Bau mit dem auf 639 Jahre angelegten John-Cage-Orgelprojekt in Halberstadt verknüpft werden, das dem Versuch einer Entschleunigung gleich kommt. Offensichtlich haben die Planungsbeauftragen dort zu lange dem eintönigen Klang der Orgelpfeifen gelauscht. i. A. Knüllig-Dingeldeu, Verstandesamtsrat