Standpunkt Breiter Weg: Sündenbock gesucht

August-Bebel-Damm, Förderstedter Straße, Helmstedter Straße, Johannes-R.-Becher-Straße, Holzweg, Keplerstraße, Kritzmannstraße, Lübecker Straße, Rödelstraße – und die Liste der Verkehrsadern, die derzeit aufgrund von Bau-, Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten teilweise oder vollgesperrt sind, ließe sich noch verlängern. Von den Großbauprojekten wie der zweiten Nord-Süd-Verbindung der Straßenbahn, dem Tunnelbau und dem Anfang des nächsten Jahres startenden Ersatzneubau Strombrückenzug ganz zu schweigen.

Ist es notwendig, all diese Baumaßnahmen durchzuführen? Zweifellos! Im Sinne der Stadtentwicklung sollte diese Frage überhaupt nicht gestellt werden. Aber müssen all die-se Baumaßnahmen wirklich gleichzeitig stattfinden? Daran könnte man so seine Zweifel haben. Ebenso an der Art und Weise wie in Bezug auf so manche Bauvorhaben die Kommunikation ablief. Gar nicht – mit drei Ausrufezeichen –, würden jetzt etliche Gewerbetreibende in Buckau und auch in anderen Stadtteilen die Hände über den Köpfen zusammenschlagend schreien. Denn das war in der Vergangenheit ein häufig aufgeführter Kritikpunkt, wenn es um das Thema Baustellen ging: die mangelnde Kommunikation von offizieller Seite.

Doch diesem Vorwurf soll nun etwas – beziehungsweise jemand – entgegengesetzt werden. Ab 2020 bekommt Magdeburg einen Mobilitätskoordinator, im Volksmund schon liebevoll Stauminister genannt. Das hatte der Stadtrat Mitte November einstimmig beschlossen. Die Stelle muss noch besetzt werden und dann soll dieser Mobilitätskoordinator nicht etwa, wie der Name vielleicht vermuten lässt, ähnlich einem Verkehrspolizisten bei Ampelausfall an einer großen Kreuzung den Verkehr koordinieren. Vielmehr besteht seine oder ihre Aufgabe darin, den Kontakt zu den einzelnen Bauherren zu pflegen, um Verwaltung und Bürger umfassend zu informieren, beispielsweise über die Verschiebung geplanter Bauzeiten und die dadurch notwendige Neukoordinierung gleichzeitig stattfindender oder nachfolgender Baumaßnahmen.

Zwar ist mit der Baustellenkoordination bereits das Baudezernat beauftragt, aber wenn es nicht läuft, dann muss man etwas ändern, oder? Die SPD hätte gern mehr geändert und dem Stauminister – oder der Stauministerin – die Aufgabe übergeholfen, die Umsetzung des bereits beschlossenen Verkehrsentwicklungsplans 2020/30 zu begleiten und dafür zu sorgen, dass nötige Investitionen auf die entsprechenden Prioritätenlisten gesetzt werden. Doch das ging einigen im Stadtrat zu weit, schließlich wäre eine einzige Person mit all diesen Aufgaben absolut überfordert. Also wird der Mobilitätskoordinator in erster Linie eins sein: ein Ansprechpartner. Oder wie man mit böser Zunge auch behaupten könnte: Sündenbock. Tina Heinz

Zurück