Standpunkt Breiter Weg: Nicht für alle ist ein Ende ein Anfang

Das Jahr 2019 marginalisiert sich auf wenige Tage, genauso wie die SPD sich in Umfragewerten verkleinert. Was hat die Sozialdemokratie in den Schwund von Wählergunst gebracht? Als Gerhard Schröder mit neoliberaler Wirtschaftspolitik und Sozialstaatsabbau die CDU rechts überholte, hat es der Partei keinen Stimmenlohn eingebracht, obwohl Deutschland in den Wirtschaftsdaten und bei Arbeitslosenzahlen besser dastand als zuvor. Als Juniorpartner in der Groko sind sozialdemokratische Markenzeichen verloren gegangen. Wer außer einer verbliebenen treuen Schar sollte sie also noch wählen. Für alles gibt es heute ein politisches Original. Nun wollen sich die Genossen wieder auf alte Werte zurückbesinnen und kopieren am Ende doch nur, was die Linke schon lange verkörpert.

Man kann nicht niederschreiben, was sich selbst abschafft. Manche Sozialdemokraten wollen der Welt der Medien gern einen Anteil am Verfall überhelfen. Das käme allerdings einer Unterschätzung der Wähler gleich. Die entscheiden immer noch aus ihren Wahrnehmungen und Überzeugungen. „In die neue Zeit“ hatten die Genossen ihren Parteitag zur Wahl einer neuen Führung überschrieben. In der Tat bricht bald ein neues Jahr an. Das könnte man als neue Zeit verstehen, weil 2019 unweigerlich in die Vergangenheit verschwindet. 2020 wird auf jeden Fall eine neue Zeit für die SPD anbrechen, allerdings ganz sicher nicht in der Vorstellung, die den Genossen lieb ist.

Ach so, mit unserer Zeitung brechen wir auch in eine neue Ära auf und nehmen zum Jahreswechsel Abschied. Ab der Januar-Ausgabe wird sich unser Titel in KOMPAKT-ZEITUNG ändern. Nach siebeneinhalb Jahren findet unser Medium weit ins Umland der Landeshauptstadt Verbreitung. Wegen der gewachsenen Auflage und dem größer gewordenen Verbreitungsgebiet nehmen wir eine Titeländerung vor. Zugleich eröffnen wir damit eine weitere Expansion in die Landkreise. Im Untertitel wird allerdings der Gründungsname erhalten bleiben.

Von der SPD zum eigenen Blatt – das ist ein weiter Bogen. Am Ende ist eben nicht für alle alles zu Ende. Für manche ist es ein Neubeginn. Und so werden Sie uns im kommenden Jahr noch um einiges mehr digital vernehmen. Tagesaktuelle, lokale und regionale Nachrichten wollen wir auf unseren Informationskanälen zur Verfügung stellen, ohne dass unser Konzept bei der Printausgabe berührt wird. Wichtige Mitteilungen, die einer schnellen Vermittlung bedürfen, stellen wir online zur Verfügung. Hintergründe, ausführliche Darstellungen, inspirierende Reportagen, Porträts über Menschen und deren Wirken – das bleibt das Metier der Zeitungsausgaben. 2020 ist der Beginn einer neuen Zeit, jedoch nicht für alle. Thomas Wischnewski

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