Standpunkt Breiter Weg: Die Apokalypse vor der Apokalypse
Grüne/future!, Linke und SPD haben im Magdeburger Rathaus die „Klimakrise“ ausgerufen. 4.000 Demonstranten sind am selben Tag für sofortige und drastische Maßnahmen fürs Klima durch die Innenstadt gelaufen. Der Wunsch nach einer „härteren“ Gangart wird lauter. Der Klima-Aktivistin Luisa Neubauer reichen Demos schon lange nicht mehr. In der „Zeit“ ruft sie zu „zivilem Ungehorsam“ auf, mit Straßen- und Brückensperrungen zum Beispiel. Richtig ist, niemand darf sich dem Schutz von Natur und Umwelt verwehren. Aus den Folgen der menschlichen Entwicklung allein einen Untergang zu prophezeien, hat nicht nur Auswirkungen auf das Klima. So dürfte es wahrscheinlicher sein, dass es zuvor eine andere Apokalypse geben könnte. Dazu ein Gedankenexperiment: Man stelle sich vor, es wären alle geforderten Schutzmaßnahmen zur Klimarettung kurzfristig durchgesetzt. Mit zahlreichen Verboten ließe sich da einiges machen. Verbrennungsmotoren dürfen nur mit Außnahmegenehmigung laufen, Flüge werden pro Kopf limitiert, jede Firma und Neugründung, überhaupt jede Tätigkeit muss ihre Öko- und Klimaverträglichkeit unter Beweis stellen. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Meine Vorstellungskraft mag da viel zu klein sein, sicher auch wenn ich schlussfolgere, dass Wertschöpfungen und Dienstleistungen – also ganze Wirtschaftszweige – dem Untergang geweiht sein werden. Ganz sicher verfügen wir dann noch über ausreichend Potenz, um soziale Schieflagen auszugleichen, Migrationsströme zu bewältigen und zu integrieren bzw. weltweit Hilfe zu leisten. Und wie verhalten wir uns gegenüber der Weltmacht China? Im bevölkerungsreichsten Land geht nicht ein Mensch für Klimaschutz auf die Straße. Da gibt es ein Punktesystem für Wohlverhalten. Dort möchte niemand angeprangert werden. Wirtschaftlich können wir die Chinesen nicht in den Klimaschutz zwingen. Wollten wir es militärisch tun?
Mit Steuern und Abgaben erzeugen wir gerade etwas Ähnliches wie ein Punktesystem zum Wohlverhalten und scheiden hiesige Bürger in Klimaschützlinge und Klimaschädlinge. Und vor allem würden wir wohl jene zu Verlierern machen, die sich ohnehin zu Verlierern zählen, die sogenannten sozial Schwachen. Was haben die also zu verlieren? Für die politische Führung einer parteiübergreifenden Klimaschutzbewegung ist sogar eine Revolution vorstellbar. Es geht um die Hoheit über Ängste. Genau dieses Angstschüren wurde einst den „besorgten Bürgern“ vorgeworfen. Offenbar existieren gute und böse Ängste. Ich glaube an die soziale Apokalypse vor der Klima-Apokalypse. Ob das eine gute Angst ist? Übrigens: Bei allem, was unter dem Label Klimaschutz neu errichtet werden muss, wird CO2 frei werden, zum Beispiel beim Aufbau von Windkraftanalagen und bei der Batterieproduktion sowie beim biologischen Abbau von Planzenmaterialien. Thomas Wischnewski