Salongeflüster: Love me, Gender!
In meinem Frisiersalon wird jetzt auch gegendert. Natürlich wird auch weiterhin frisiert. Aber jetzt ist Schluss mit Vorurteilen. Ich habe den Preis für den Herrenhaarschnitt dem für die Frauen angepasst. Also zahlen jetzt endlich alle das Gleiche. Da das für die Männer teurer wird, haben sich natürlich gleich ein paar beschwert. Denjenigen, die sich aufregten, habe ich freundlich, aber bestimmt, erklärt, dass sie frauenverachtende Drecksäcke sind. Das will natürlich keiner auf sich sitzen lassen. Also bleiben sie meine Kunden und zahlen zähneknirschend mehr, weil sie nicht öffentlich als reaktionäre Deppen dastehen wollen. Nur so ein ganz schlaues Kerlchen fragte nach, warum ich nicht stattdessen den Damenhaarschnitt billiger gemacht hätte. Damit wäre doch auch allen gedient gewesen. Ich habe ihn nur zurück gefragt, ob es ihm nichts wert wäre, Frauen gleich zu behandeln. Und dass er billig gerne woanders haben kann. Und bevor er etwas erwidern konnte, sagte ich ihm auch wo: In Cottbus. Denn da verdienen die Frauen nämlich mittlerweile mehr als die Männer. Dann können sie auch mehr zahlen. Der Kunde überschlug kurz die Kosten für ein Bahnticket und stellte fest, dass er dann hier doch günstiger wegkommen würde. Wieder hatte die Emanzipation gesiegt.
Jetzt muss ich nur noch an der Sprache feilen. Also gibt es keine Friseusen oder Friseure mehr, sondern nur noch Frisierende, damit niemand diskriminiert wird. Aus den Kundinnen und Kunden werden die zu Frisierenden, aus dem Haarschnitt das Schneiden und aus der Schere das Schneideinstrument. Nur das Haar bleibt das Haar.
Mein Nachbarladen, ein Restaurant, zieht mit. Er hat jetzt mehr Platz im Gastraum, weil er die Wände zur Damentoilette eingerissen und das Herrenklo zur Unisextoilette erklärt hat. Man muss das Gendern einfach mal positiv sehen. Aber ein Problem hat er doch: Er weiß nicht, wie er das Rindersteak und die Ochsenschwanzsuppe jetzt nennen soll. In diesem Sinne: Der Nächste bitte.