Salongeflüster: Kostenvoranschläge


Neulich hatte ich einen Kunden in meinem Frisiersalon, der mich an den Baubeigeordneten denken ließ. Also habe ich ihm erst einmal einen Kostenvoranschlag für die neue Frisur gemacht. Er war mit den avisierten 12 Euro einverstanden und erst einmal völlig überrascht, als ich ihm für das Waschen schon mal drei Euro extra berechnete. „Müssen wir nicht machen“, brummte ich, „aber wenn es nachher aussehen soll, dann müssen wir wohl.“ Und die Shampoopreise explodieren ja auch gerade. Dazu kämen noch Wochenendzuschlag und Servicepauschale. Auf seine Entgegnung, dass doch heute ein Mittwoch sei, hatte ich nur ein mitleidiges Lächeln übrig. Schließlich solle seine Frisur doch auch am Wochenende halten. Er stimmte widerwillig zu. Und schon kam die nächste Erhöhung. „Sie haben da hinten einen Wirbel, der kommt extra.“ Eingeschüchtert stimmte er zu. Und für die grauen Haare an den Seiten bräuchte ich einen Berater, der natürlich ebenfalls Auswirkungen auf die Endabrechnung haben würde. Die Geheimratsecken waren so nicht erwartbar gewesen und erhöhten auch. Wir lagen jetzt schon bei zwanzig Euro. Scheitelgeld und Schuppensteuer hätte ich fast vergessen. Dazu kam der Kamm. Und der Spiegel stellte eine kostenpflichtige Überwachungsmaßnahme dar, die ich gerne berechnete. Der Haartrockner brauchte eine CO2-Sondergenehmigung und die Haare würden auf den Sondermüll müssen. Alles in allem 24 Euro. Und noch hatte ich nicht mal geschnitten. Jetzt begann er leise zu weinen. Ich grinste teuflisch. „Jetzt habe ich endlich das mit der Strombrücke verstanden. Da hatten wir auch einen Kostenvoranschlag von 60 Millionen Euro. Vor ein paar Wochen waren es noch 107 und seit letzter Woche sind es schon 119 Millionen. Und das bei so extemem Niedrigwasser. Da brauchen wir sowieso keine Brücke mehr, sondern nur eine Furt für 40 Cent.“ Und dann bot ich an, ihm dafür eine Furt in die Haare zu schneiden. Und schon war er fort. Politiker sind so empfindlich. In diesem Sinne: Der Nächste bitte.

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