Römers Reich: Studien über Studienerzeuger

Haben Sie heute schon von einer neuen Studie gehört? Sicher. Es vergeht ja kein Tag, an dem nicht aus jüngsten wissenschaftlichen Forschungen berichtet wird. Wenn Sie aufmerksame Medienkonsumenten sind, können Sie vermeintlich über alles etwas erfahren. Manche solcher Untersuchungen sind wirklich hilfreich. Zum Beispiel solche in der Medizin, die die Wirkung eines neuen Arzneimittels beweisen. Andere Studien sind wiederum von fragwürdiger Aussagekraft, mitunter solche über Stimmungen und Meinungen. Politiker und Journalisten sind Meister im Auftischen und Interpretieren von Studienergebnissen. Was man sich da so täglich anhören darf, wie die einen im Norden denken oder was die im Süden nicht wollen. Echte Studienfetischisten werden zusätzlich mit einer Flut an Talkshows bedient, in denen stets solche Experten sitzen, die genau wissen, welche Konsequenzen aus der jeweiligen Volksdurchleuchtung zu ziehen sind.

Und dann gibt es da noch Studien, bei denen Wissenschaftler wunderbar mit Variablen herumjonglieren können. Dieses Phänomen nennt sich P-Hacking. Hierfür wird eine Unmenge an Daten gesammelt, man spielt ein wenig damit herum und schon kommt ein Ergebnis heraus. Das ist zwar statistisch signifikant, aber inhaltlich der reine Blödsinn. Die Internetseite „tylervigen.com“ sammelt unzählige Daten, kombiniert sie miteinander und zieht daraus die widersinnigsten Schlussfolgerungen. Etwa, dass die Anzahl der Menschen, die in einem Pool ertrinken, mit der Anzahl an Filmen, in denen Nicholas Cage auftaucht, zusammenhängen.

Ist Ihnen jedoch schon einmal aufgegangen, dass man von Studien über Studienersteller oder welche über Studienverkünder und -interpretierer nichts hört? Wer hat warum welche Studie initiiert? Liegt der Nutzen wirklich im Studienergebnis oder vielleicht eher darin, dass jemand eine Studie präsentieren kann? Welcher Intellekt erfindet den Fragenkatalog und welcher Maßstab schwingt sich zu Urteilen über Antworten und Kreuze auf? Und überhaupt: warum erfährt man nichts über diese ganze Studien-Industrie? Vermutlich existieren da enorme Wachstumspotenziale als große Jobmaschine. Gut, das war sicher etwas dick aufgetragen. Häufiger kommen die Daten ja heute aus der computerisierten Datenheimstatt, in die jeder geflissentlich selbst Kenntnisse aus seinem Verhalten preisgibt. Trotzdem würde ich gern wissen, wer all die Studienbeauftragten sind, die sich selbst nicht studieren lassen wollen. Oder wurden solche Befragungen bisher einfach vergessen? Wer untersucht eigentlich, welche Studien noch nicht gemacht wurden. Ich finde, dazu sollte man schleunigst eine Studie machen. Axel Römer

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