Römers Reich: Bedingungslose Bedingungen
Geld regiert die Welt. Das weiß doch jeder. Als Kind waren es zwar meine Eltern, die sagten, wo es lang geht. Und meine Frau muss auch nie mit Geldscheinen winken, um mir eine Richtung vorzugeben, in die ich das Handeln in meiner Welt lenken soll. Ganz so einfach ist es also mit Macht und Penunse doch nicht. Aber bald könnten viele Probleme, die sich mit den Mäusen in den Händen der Falschen verbinden, überwunden sein. Jedenfalls sagen das solche Leute, die sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen einsetzen.
Um es gleich vorweg zu sagen, ich stehe total auf Bedingungslosigkeit. Es ist wunderbar, wenn Menschen etwas tun, ohne zuvor Ansprüche anzumelden. In der Realität klappt das leider seltener. Mittlerweile ist mir öfter zu Ohren gekommen, dass junge Menschen sagen, sie würden ja gern noch ein weiteres Kind in die Welt setzen, aber der Staat täte ja so wenig für Familien. Meine direkten Vorfahren haben zahlreiche Kinder geboren, ohne dass der Staat auch nur mit einem Anreiz-Pfennig gewinkt hätte. Die haben das bedingungslos gemacht. Natürlich gab es damals noch keine Pille. Aber eine Folge dieses medizinischen Fortschritts ist es, dass damit Bedingungen verknüpft werden können. Nämlich wenn der Staat mehr täte, dann würde man bzw. frau die Geburtsverweigerung aufgeben.
Die Bürger stellen Bedingungen, das Gemeinswesen soll die Fresse halten und das Geld rausrücken, dass an allen Ecken und Enden fehlt.
Die Kritiker am bedingungslosen Grundeinkommen führen das Argument im Mund, man würde dadurch nur die Faulänzer alimentieren. Befürworter sagen, wer mehr bekommen wollte, würde aus eigener Motivation arbeiten. Und das sei doch das Schönste überhaupt. Ja, ich freue mich richtig auf dieses bedingungslose Paradies. Was die Kritiker und Befürworter vergessen, ist, dass die Einführung eines solchen Grundeinkommens den exorbitanten Reichtum nicht verhindern würde. Man würde also ein Fundament für viele unten schaffen, aber die Schere nach oben bliebe eigentlich bestehen. Das Ganze ist dann doch eher eine Scheindebatte, und ich denke beim Wort Schein durchaus an Geldscheine. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte, dass Schwache und Kranke an Kultur und Gemeinschaft teilnehmen. Das muss die Solidargemeinschaft leis-ten. Aber ich glaube nicht, dass Leute, die bedingungslos versorgt würden, keine Bedingungen mehr stellten. Wenn die fortschreitende Digitalisierung tatsächlich dazu führt, dass Jobs verloren gehen, braucht es gesellschaftlichen Ausgleich. Aber zu welchen Bedingungen? Das ist die Frage. Ohne Bedingungen existieren zu können, erscheint mir widersinnig. Oder anders gesagt: bedingungslos ist nur eine andere Bedingung. Axel Römer