Mit oder ohne ...

Kürzlich war ich bei einer Freundin in Potsdam zu Besuch. Sie hatte mir vorgeschlagen, dass ich bei ihr, beziehungsweise bei ihnen, übernachten könne. Vor einigen Monaten war sie mit ihrem Freund in eine Wohnung gezogen. Und vermutlich wäre es besser gewesen, das Angebot auszuschlagen und stattdessen Geld für ein Hotelzimmer auszugeben. Selbst ein Schlafplatz im Mehrbettzimmer einer Jugendherberge hätte wohl eine ruhigere Nacht garantiert. Aber nein … Nachdem wir einen wundervollen Tag in der Stadt verbracht hatten – samt Abendessen und anschließenden Drinks in einer gemütlichen Bar –, kam die Zeit für die wohlverdiente Nachtruhe. Ich hatte mich auf dem bequemen Sofa eingerichtet, die Augen geschlossen und war kurz davor, ins Land der Träume abzudriften, als aus dem ans Wohnzimmer grenzende Schlafzimmer Schnarch-Geräusche drangen. So laut, als schien das Schnarchen darum bemüht, das Gebäude zum Beben zu bringen. Als ich gerade dabei war, mir etwas Dämmmaterial gegen den Lärm in die Ohren zu stopfen, brach ein Dialog los, der mich entsetzte und zugleich faszinierte. An Schlaf war jedenfalls vorerst nicht zu denken. „So kann ich nicht schlafen“, hatte meine Freundin nach einem Moment mit sich überschlagender Stimme in die Dunkelheit gerufen. Ihr Lebensgefährte erwiderte daraufhin hörbar genervt: „Kein Wunder, du hast das Fenster geschlossen und jetzt ist es so stickig hier.“ Keine gute Idee, solch einen Kommentar von sich zu geben. Sie schien plötzlich hellwach und hatte großen Redebedarf. Angefangen von seinen anstrengenden Gewohnheiten beim Essen, über seinen Geschmack bei der Auswahl des abendlichen Fernsehprogramms, bis hin zu seiner Unverschämtheit in Sekundenschnelle einschlafen zu können. Er hingegen wollte nur seine Ruhe und ging nicht auf ihr Lamentieren ein. Weshalb sie sich nach einem Moment des Schweigens zur Frage hingerissen fühlte, warum er immer müde sei, wenn sie reden wolle. Woraufhin er konterte: Weil sie stets reden wolle, wenn er müde sei. Dies hielt ich für einen guten Abschluss und versiegelte meine Ohren. Beim Einschlafen kam mir der Gedanke: Vielleicht doch lieber ohne … oder mit getrennten Schlafzimmern … Leonie Felix

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