Mit oder ohne...

Er hatte diesmal schon sehr früh angefangen, mir auf die Nerven zu gehen. Seit Tagen war das bestimmende Thema seiner paar arbeitsfreien Stunden die akribische Planung der Himmelfahrtstour gewesen. Meinen Partner mit anderen Themen zu belästigen, wäre in dieser Zeit ein sinnloses Unterfangen. Was sollen wir morgen kochen? Was wünschst du dir zum Geburtstag? Wann erwarten uns deine Eltern zum Brunch? Welche Farbe soll unser neues Sofa haben? All diese Fragen würden warten müssen, bis die Phase des gemeinschaftlichen Stumpfsinns und die Nachwehen des kollektiven Erbrechens überstanden waren. Selbst die Frage, warum man(n) sich nicht auf einen einheitlichen Begriff einigen könne, statt zwischen Herrentag, Vatertag oder Männertag herumzueiern, wurde gekonnt ignoriert. Viel wichtiger war ihm, endlich die Route fertigzustellen, die die wenig christlichen Himmelfahrer am besagten Donnerstag laufen würden – samt sämtlicher Stopps zum dringend notwendigen Befüllen des „Akkus“. Nicht einmal mit der Bemerkung, dass der echte Weltmännertag am 3. November und der Internationale Männertag am 19. November begangen würde und sie lieber einen dieser beiden Tage als Anlass zum Pilgern nehmen sollten, ließ er sich reizen. Stattdessen war er mit seiner Planung zu den wesentlichen Dingen vorgerückt: Wer besorgt welche Getränke und welches Essen? Aufgrund des Mangels an Aufmerksamkeit entschloss ich mich, mit ein paar Freundinnen einen männerfreien Tag zu planen. Dank moderner Kommunikationsmittel dauerte das Ganze auch nur wenige Augenblicke. Ohne das lästige Umherwandern würden wir uns gleich auf das Wichtigste fokussieren. Treffen bei uns auf der Terrasse mit ausreichend Baguette, Salat, Fingerfood, Dips … Wein, Sekt, Gin und Tonic … eben alles Mögliche, damit jede von uns auf ihre Kosten kommt. Ein paar Minuten – und fertig war der Plan, der schließlich erfolgreich in die Tat umgesetzt wurde. Als mein Freund an diesem den Männern so heiligen Tag von seiner Tour zurückkehrte, empfing ich ihn nicht ungeduldig wartend, sondern entspannt und bei bester Laune. Manchmal geht es eben doch nicht ohne … Leonie Felix

Zurück