Mit oder ohne …
Mein Freund wollte mir kürzlich was in die Schuhe schieben – im wahrsten Sinne des Wortes. Er erzählte mir von seinem Kumpel, der Münzen sammelt, was ich in der heutigen Zeit für ein ausgefallenes Hobby halte. Quasi vom Aussterben bedroht. Denn die meisten Menschen sind beim Sammeln doch eher in der digitalen Welt unterwegs. Oder? Fotos auf der externen Festplatte, die man sich nie anschaut. Über Whatsapp versendete Videos von tollpatschigen Kindern und niedlichen Katzen. Unbeantwortete E-Mails im Posteingang oder andere unnütze Daten. Wer sammelt heute noch Münzen, Briefmarken etc.? Mein Freund musste herzlich lachen, als ich über Sammelleidenschaften sinnierte. „Du sammelst doch auch so einiges“, entgegnete er dann. Was er damit meine, wollte ich von ihm wissen. „Na, Schuhe!“, lautete seine prompte Antwort. So ein Nonsens, widersprach ich. Das sei doch kein Hobby. Und überhaupt … so viele Schuhe besitze ich nicht. Es wurde auch noch nie geklärt, was bei einer offiziellen Bestandsaufnahme eigentlich als Schuh gelten würde. Für mich gehören beispielsweise Latschen nicht dazu. Ebenso wenig Flip-Flops oder Sandalen. Und diese klobigen Dinger, die man zum Skifahren anziehen muss, erst recht nicht. Wanderstiefel? Nein! Und Gummistiefel? Auf gar keinen Fall! Egal, in welcher Farbe, ob mit Glitzer oder mit Blümchenmuster. Doch mein Freund ließ nicht locker. „Selbst wenn wir alle diese Fußbekleidungsstücke außen vor lassen, die du soeben genannt hast, bleiben noch genug Paare übrig, um das Ganze als Sammlung zu bezeichnen“, konterte er. „Und einen großen Teil davon trägst du so gut wie nie.“ Er schien sich in meinem Schuhschrank gut auszukennen, denn er zählte alle auf. Die High Heels in altrosa. „Die habe ich getragen, als meine beste Freundin geheiratet hat. Das sind Erinnerungsstücke“, versuchte ich zu erklären. Die unbequemen, bunten Peeptoes. „Die habe ich in Paris gekauft.“ Die schwarzen Slingpumps. „Die hatte ich mir für mein – erfolgreiches – Bewerbungsgespräch gekauft.“ Die lila Ankle Boots. „Die passen nur zu einem bestimmten Outfit und das trage ich nicht jeden Tag.“ Wir hätten ewig so weitermachen können, aber ich gab klein bei. Wenn ihn das glücklicher macht, bitte … sammle ich eben Schuhe … Leonie Felix