Meine Ex sagt …
… Männer seien totale Tanzmuffel. Als sie kürzlich mit ihren Freundinnen einen netten Abend verbrachte, hätte sich die Männerwelt mal wieder als stieselig in Sachen Tanzen erwiesen. Sie sei von niemandem zum Tanz aufgefordert worden, wollte ich von ihr wissen. Das schon, aber jedes Mal nur von den Falschen. Warum denn die Tänzer nicht die Richtigen gewesen wären, fragte ich daraufhin weiter. Die sollten öfter einmal in den Spiegel schauen, dann würden sie schon wissen, dass sie keine anziehende Ausstrahlung auf eine Frau ausüben würden. Und die sympathischen Herren des Abends hätten sich alle nicht getraut. Entweder nicht getraut oder sie sind halt vergeben, meinte sie. Das ist echt ein Drama, bemerkte ich. Vielleicht sei sie auch einfach wieder Mal nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. Die komplette Misere nun wieder den Männern anzulasten, hielte ich auch nicht für korrekt. Wie sie und ihre Freundinnen nun den Abend herumbekommen hätten, fragte ich noch. Sie berichtete, dass sie sich lange ausgezeichnet unterhalten und zwischendurch zwei oder dreimal miteinander getanzt hätten. Ich gab ihr zu bedenken, dass die intensiven Frauengespräche möglicherweise nach außen den Eindruck erwecken könnten, dass sie gar keine Annäherung von einem Mann gewünscht hätten. Wenn Damen die Köpfe zusammensteckten, fehle einem Mann ein subtiles Signal, dass dessen Ansprache erwünscht sein könnte. Blödsinn, meinte sie, sie und ihre Begleiterinnen hätten ja auch die ganze Runde abgescannt und gesehen, welcher der Herren auf sie eine einladende Wirkung hätte. Nur, weil Frauen über einen wesentlich besseren Rundumblick verfügten, dürfe sie doch nicht erwarten, dass dies ein Mann ebenso könne. Ich solle mal meine Geschlechtergenossen nicht wieder in Schutz nehmen, wetterte sie. Einer müsse es doch tun, entgegnete ich. Wenn sie schon die ganze Männerwelt verteufeln möchte, müsse man sich dagegen verwehren dürfen. Ich sei genauso ein ignoranter Stiesel wie die anderen auch, beschimpft sie mich. Ich behielt meine Meinung über ihre uneinsichtig abweisende Art für mich. Schließlich entfernte sie sich mit einem muffligen Gesicht und ich vermutete, dass sie diesen Ausdruck vielleicht auch an jenem Abend getragen hatte. Thomas Wischnewski