Meine Ex sagt …

… ein Mann sei nicht genug. Ich frage verdutzt, ob dies eine Abwandlung des James-Bond-Streifens „Die Welt ist nicht genug“ sein soll. Das hätte mit Defiziten, mangelnden Fähigkeiten und schwachen Charaktereigenschaften des männlichen Geschlechts zu tun. Hoppla, das sei aber starker Tobak, meinte ich dazu. Heißt das jetzt, sie wolle sich künftig mehrere Männer halten, wollte ich wissen. Kürzlich hätte sie einen Artikel über polyamorphe Lebensweise gelesen und das Konzept als ausgesprochen vorteilhaft empfunden. Sie wolle das jetzt mal ausprobieren. Schließlich hätte sie nun lange genug nach dem Richtigen gesucht, sei jedoch nie fündig geworden. Offensichtlich würde es solche Herren, die einer Frau allumfänglich gerecht werden könnten, nicht mehr geben. Ich gestehe, dass mich ihre Äußerungen schwer irritiert hatten. Außerdem entgegnete ich, dass ihr Fazit ziemlich diskriminierend für die Männerwelt sei. Das sei doch mal ein Fall für Gleichstellungsbeauftragte, wenn Damen derartige Meinungen offensiv vertreten würden. Meine Ex wisse gar nicht, was ich daran auszusetzen hätte. Die moderne Frau könne sich da ein männliches Kompetenzteam zusammenstellen. Der eine würde handwerklich begabter sein, ein andere der bessere Liebhaber, ein Dritter möglicherweise ein interessanter Unterhalter und dann gäbe es bestimmt auch noch Exemplare, die gern bei der Hausarbeit helfen würden. So ein Konzept sollte sich mal ein Kerl erlauben. Da wäre das Zetern in der Frauenwelt aber groß, sagte ich dazu. Ich könne mir die Erregung sparen, Männer würden dafür häufiger fremdgehen. Jüngere Untersuchungen hätten da ein sehr ähnliches Verhalten von Frauen und Männern an den Tag gebracht, wendete ich ein. Überhaupt sollte sie ihre Ansprüche prüfen, ob die realistisch wären und nicht nur illusionäre Traumvorstellungen. So wie sie sich die Umsetzung von Polyamorie denken würde, wäre sie einzig die Nutznießerin. Die Männer eher die Gelackmeierten. Papperlapapp, sagte sie. Sie würde jedem angemessen begegnen. Gut, sagte ich, dann würde meine Gegenwart künftig nicht mehr gebraucht. Den anderen würde sie dann ihre Zeit widmen. Sie schaute mich daraufhin entsetzt an. Thomas Wischnewski

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