Meine Ex sagt …
… Männer würden sich beim Einkauf ganz schön dämlich anstellen. Ich fragte: Du meinst, sie bringen häufig nicht das richtige mit? Das sowieso, entgegnete meine Ex. Aber diesmal meinte sie etwas anderes. Sie hätte sich kürzlich in ein paar Konfektionsgeschäften umgesehen, um die Angebote zu sichten. Ihr Freund wäre die ganze Zeit orientierungslos hinterher getrottet. Auf sie hätte er einen sehr komischen Eindruck gemacht. Und wenn er von anderen beobachtet worden wäre, hätten die sich bestimmt köstlich amüsiert. Das kann gut sein, bemerkte ich und wollte gleichfalls wissen, ob sie sich beim Schlendern durch die Kleiderständer schon einmal selbst zugeschaut hätte. Sie sah mich mit funkelnden Augen an und ich hatte den Eindruck, darin könnte eine Zündschnur abbrennen. Doch ich fuhr unbeirrt fort und sagte, dass es für jeden Mann unerklärlich sei, welchen Weg eine Frau in einem Damenbekleidungsladen nehmen würde. Eben hätte sie noch am Ständer der Blusen gestanden, kurz darauf fingerte sie sich durch die Miederwaren, betastete gleich darauf mehrere Pullover und prüfte scheinbar danach die Qualität von Übergangsjacken. Und obwohl sie nun schon fast das ganze Geschäft durchquert hatte, stand sie plötzlich und unerwartet wieder bei den Blusen, um daraufhin im Zickzackkurs die Hosenregale mit den Augen abzuscannen. Für keinen Mann der Welt ließe sich da ein logisches Muster erkennen. Deshalb sei es überhaupt nicht verwunderlich, dass ihr Freund seltsam danebengestanden hätte. Das würde fast jedem Herrn so gehen, behauptete ich. Deshalb hätte doch mancher Laden mittlerweile Verweilzonen für Männer eingerichtet. Im Übrigen könnte man dasselbe erleben, wenn sich eine Dame bemüßigt fühlte, ihrem Partner in der Herrenkonfektion beim Auswählen von Klamotten unter die Arme zu greifen. Genau deshalb sähen Frauen dann oft in genervte Männerfratzen. Meine Ex fand die beste Erklärung für den Mangel am männlichen Verständnis über Orientierungsfragen beim femininen Einkauf: Frauen sind halt komplexer. Da käme das schlichte Männerhirn nicht mit. So ist es, sagte ich. Deshalb sei es auch ratsam, Männer nicht zu oft mit einer Einkaufsbegleitung zu überfordern. Thomas Wischnewski