Meine Ex sagt …

… dass sie sprachlos sei. Das wollte ich ihr nun wirklich nicht abnehmen. Sprachlosigkeit ist bei ihr nicht besonders gut ausgeprägt. Schon als ich diesen Gedanken hatte, sprudelte es auch schon aus ihr heraus: Ihr Partner wolle mit ihr Schluss machen. Was sich der Kerl einbildete? So eine Frau wie sie würde er nie wieder bekommen. Bestimmt wollte er sich irgendso einer Tussi an den Hals werfen. Eigentlich sei er ja total beziehungsunfähig. Das hätte sie doch gleich gewusst … Das Selbstmitleid quoll nur so aus ihr hervor und dennoch rührte mich die erlittene Schmach. So eine Abwendung ginge schließlich stets mit Bedeutungsverlust einher. Man wäre in den Augen eines anderen eben nicht einzigartig, sondern austauschbar gegen irgendjemanden, der besseres versprach. Dass man diese Einzigartigkeit in einer partnerschaftlichen Bindung gegenseitig erzeugen müsse, dass es eben nicht nur auf den anderen ankomme, sondern sich beide mit ihren Eigenartigkeiten anschauen müssten, sagte ich. Was ich für einen Blödsinn daherreden würde. Das helfe ihr kein bisschen weiter. Am Ende wollte ich ihr noch die Schuld am Scheitern überhelfen, kritisierte sie meine Äußerung. Was hätte ich denn sagen sollen? Ja, ihr Ex wäre ein Idiot usw.? Gut, ich war der Dummkopf. Sie wollte Bestätigung, Halt und Zuwendung in einem Moment, als ihr genau das genommen war. Und da komme ich mit meinen blöden Ratschlägen gemeinsamer Verantwortung in der Partnerschaft. Ich hätte mich wie ein Elefant im Porzellanladen aufgeführt, stammelte ich eine Entschuldigung. Das Zeitfenster dafür war aber schon geschlossen. Mit mir könne man solche Sachen nicht bereden, sagte sie und ging. Ich dachte noch, wie schwer es doch sei, in Gefühlssachen einen gemeinsamen Nenner zu finden. Ihrem Ex war es bestimmt ähnlich ergangen. Thomas Wischnewski

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