Meine Ex sagt ...
… , dass ihr Freund letztens total genervt war und sie überhaupt nicht verstanden hätte, warum. Auch hätte er nicht geredet. Und als sie seinem Problem auf den Grund gehen wollte, hätten sie sich fürchterlich gestritten. Ich konnte mir gut vorstellen, dass bei ihrem Temperament mächtig die Fetzen geflogen waren. Ob sie heute wisse, was der Auslöser für seinen genervten Eindruck gewesen sei, fragte ich. Bestimmt würde es an ihr liegen. Sicher liebte er sie nicht mehr wie am Anfang. Sie meinte, dass er sich mittlerweile an ihrer Gegenwart stören würde. Gesagt hat er das aber nicht, hakte ich nach. Vielleicht würde er sich nicht trauen, das einzugestehen, gab sie an. In der Tat provoziere eine unklare Ursache eine schwierige Situation. Allerdings konnte ich mir gut vorstellen, dass meine Ex unheimlich viel in die Verfassung ihres Partners hineingedichtet hätte. Nur weil mal jemand etwas schweigsamer sei, muss doch nicht die Kardinalfrage der ganzen Partnerschaft im Raum stehen. Möglicherweise hätte sie mit ihren Fragen, ob ihr Freund genervt sei, überhaupt erst seine Verstörung ausgelöst. Ob er denn bestätigt hätte, dass er sich irgendwie genervt gefühlt hätte, wollte ich noch wissen. Männer gäben ja doch nie etwas zu, behauptete sie. Deshalb könne sie doch nicht einen Grund unterstellen und ihm mangelnde Gefühle nachsagen. Ich vermutete, dass sie derart fixiert mit ihrer Usachsenforschung gewesen war, dass sie das Durcheinander selbst erzeugt hatte. Natürlich sagte ich ihr meine Meinung. Leider löste sich daraufhin die angenehme Gesprächssituation in Luft auf. Wutentbrannt wetterte sie auf mich ein, dass ich doch nur der große Interpretator sei und ihr irgendwelche Hirngespinste einreden wollte. Schließlich sei sie von einer besonderen Sensibilität und deshalb könne sie genau bemerken, wenn mit einem anderen etwas nicht stimmen würde. Ich hatte aufgegeben, sie zu berührigen. Das wäre nur ein untauglicher Versuch am untauglichen Subjekt, dachte ich noch. Ich konnte mir nun noch besser vorstellen, mit welcher Gedankenkraft sie ihrem Gegenüber etwas andichten konnte. Letztlich sprang sie auf. Sagte noch, dass ich auch nicht besser sei als die anderen und verlies meine Behausung. Ich blieb mit der Frage zurück, wer von uns beiden denn nun wen mehr genervt hatte. Thomas Wischnewski