Meine Ex sagt ...
… , dass sie sich für die Zukunft eine Menge vornehmen wollte. Ich sagte, dass es stets gut sei, für sich selbst Ziele und Vorhaben zu formulieren. Ob sie mir denn verraten wolle, was sie sich vornehme, fragte ich noch. Auf meine Frage entließ sie einen riesigen Aufzählungsschwall. Von neuen Ernährungsweisen, intensiveren sportlichen Aktivitäten, längeren Entspannungsphasen sprach sie, öfter ins Theater und ins Konzert wolle sie gehen, Reiseentdeckungen, Wissensvertiefung und ihr Vorhaben, ein Instrument zu lernen – am liebsten Klavierunterricht – all das würde sie jetzt umsetzen. Das reiche glatt für mehrere Menschenleben, bemerkte ich spitzbübisch. Damit hatte ich ihren Zorn auf mich gezogen. Nur, weil ich keine Ziele hätte, könnte ich mir meine blöden Bemerkungen sparen. So hätte ich das nicht gemeint, versuchte ich sie zu beschwichtigen. Vielmehr ginge es mir um die tatsächliche Realisierbarkeit so vieler Vorhaben. Schließlich würde ihr Job eine Menge Zeit in Anspruch nehmen, außerdem wollte sie doch auch ihrem Partner ausreichend Aufmerksamkeit schenken. Freunde und Verwandte gäbe es schließlich auch noch. Ich hätte doch nur Zweifel daran, wie sie das alles in ihren Alltag integrieren wollte. Ernährung okay, aber noch mehr Sport, noch mehr Ausgehen, noch mehr Reisen, die sie ohnehin unternehme – ob da am Ende nicht ihre sozialen und emotionalen Kontakte leiden könnten, hatte ich eingeworfen. Darüber solle ich mir gefälligst keine Gedanken machen. Sie bekäme das alles prima unter einen Hut. Ich beobachtete, wie sie während ihres Plauderns Nachrichten in ihr Smartphone tippte. Na klar, würde sie alles schaffen, da sie ja in der Lage wäre, mehrere Sachen gleichzeitig zu erledigen. Allerdings äußerte ich Zweifel daran, ob das mit längeren Entspannungsphasen zu vereinbaren sei. Sie hob ihren Blick und blitzte mich scharf aus den Augenwinkeln an. Sie müsse jetzt an sich denken. Zu oft hätte sie Zeit für andere aufgebracht und sei oft enttäuscht worden. Wahre Freunde würden sie verstehen. Wie viel Zeit man einem anderen widme, würde sehr unterschiedlich empfunden, sagte ich. Vielleicht überbewerte sie ihr Engagement sogar und sie würde mit den vielen Vorhaben nur mehr Zeit allein verbringen. Ich könne jetzt mal schön allein bleiben und über meine ständige Meckerei nachdenken, zeterte sie los und ward im nächsten Moment verschwunden. Sie musste ja weg, bei den vielen Vorhaben, dacht ich noch … Thomas Wischnewski