Meine Ex sagt ...
… sie könne die ständige Rederei ihres Freundes über dessen Verflossene nicht mehr hören. Beim nächsten Mal würde ihr der Kragen platzen und dann soll er doch zusehen, wo er bliebe. Am besten er ginge gleich zu seiner Ex zurück, wenn die doch so toll ist, dass er sich nicht davon verabschieden wollte. Boah, da wehte mir eine wirklich schwere Brise entgegen. Was konnte ich schon über ihren Freund wissen, geschweige denn von dessen Ex? Nullkommanichts. Also fragte ich vorsichtig, wie oft die Ex ihres Freundes in ihren Gesprächen vorkäme. Sie trumpfe gleich mit einem Beispiel auf: Beim der letzten Geburtstagsfeier mit seinem Sohn hätte die Schnepfe wieder abweisend reagiert. Sie ließe meine Ex jedes Mal die ganze Abneigung spüren. Ob sie dabei mit ihr geredet hätte, wollte ich wissen. Wie ich denn drauf sei, empörte sich meine Ex, mit der würde sich kein Wort wechseln außer guten Tag und auf Wiedersehen. Da lag also die ganze Misere auf dem Tisch. Beide Damen sprechen gar nicht miteinander, halten sich aber wahrscheinlich gegenseitig für böse Biester. Vorgängerin kontra Nachfolgerin – da findet sich keine demokratische Lösung. Mir tat ihr Freund aufrichtig leid. Schließlich würde der zwischen der Mutter seines Sohnes und seiner Partnerin sitzen. Beide torpedieren ihn möglicherweise mit überzogenen Gefühlsreaktionen. Er wollte nur ein gutes Verhältnis zu seinem Sohn und eines zu seiner Partnerin, meiner Ex. Ich wage mich auf vermintes Terrain. Wie viel eigene Interpretation und emotionale Färbung in der anscheinend verfahrenen Situation steckte, fragte ich vorsichtig. Da gäbe es nichts zu interpretieren. Sie wisse genau, wie blöd sich die dumme Tusse anstellte und ihr Freund würde sie jedes Mal wieder in diese vertrackte Situation schleifen. Das nehme sie ihm richtig übel. Vielleicht möchte er, dass sie ihn als seine Partnerin begleitet, weil er sie niemals aus seinem Leben ausschließen wollte, in keiner Situation, behauptete ich. Schließlich würde er ihr damit sogar ganz wundervoll Bedeutung signalisieren und wie wichtig sie in seinem Leben sei. Es sei ja klar, dass ich ihren Freund als Mann in Schutz nehmen würde. Für ihre Situation hätte ich überhaupt kein Verständnis. So ein Argument hätte sie mir früher als Selbstmitleid vorgehalten. Der Satz war zu viel. Ich wollte mich also nur selbst ins rechte Licht rücken und gar nicht ihr helfen. Sie half sich selbst und verließ meine Wohnung. Thomas Wischnewski