Meine Ex sagt...
… die Benachteiligung der Frau müsse endlich ein Ende haben. Männer hätten in allen Lebensbereichen lange genug bestimmt, was Sache ist. Sie fühle sich als Frau nach wie vor ungerecht behandelt und von ihren männlichen Kollegen in eine Rolle gedrängt, die der modernen Frau nicht mehr zustünde. Puh, dachte ich, was für ein schwieriges Thema. Ich versuchte, mich irgendwie herauszuwinden: Dazu könne ich gar nichts beitragen. Schließlich sei ich auch nur ein Kerl und gehörte damit der Spezies ungerechter weiblicher Unterdrücker an. Sich den ungerechten Verhältnissen nicht zu stellen, sei genau das Problem, meinte sie. Männer würden sich auf diese Weise herauswinden wollen und Frauen ständig gegen Windmühlen ankämpfen. Bestimmt hätte sie in manchen Fällen recht. Allerdings würde sie mit der Pauschalisierung der Realität sicher nicht gerecht. Es gehe um das veraltete Frauenbild, dass Männer nicht ablegen wollten … Ich unterbrach sie mit der Bemerkung, dass ich ein Bild von einer schönen Frau in meinem Smartphone mit mir herumtrüge … Ihr stieg die Zornesröte ins Gesicht. Frauen seien mehr als schön. So lange Männer nicht akzeptierten, dass Frauen in jeder Lebenslage gleichberechtige Wesen seien, blieben sie Chauvinisten, Patriarchen und dumme Machos. Ich wendete ein, dass wir mal über ihr Männerbild reden müssten. Das erschiene mir ziemlich verschroben. Wie brav Männer seit vielen Jahren die Genderisierung der Sprache annehmen, artig die Endung -innen an alle maskulinen Worte hängten und sogar fehlerhaft die Partizip-II-Form wie die Lehrenden aufsagen würden, obwohl dahinter eigentlich noch ein Substantiv folgen müsste – all das würde die Männerwelt akzeptiert haben, inklusive Quoten und vielem anderen mehr. Und sicher sind Männer weiterhin bereit, zurückzutreten und Frauen nicht nur die Tür aufzuhalten oder sonst beim Betreten den Vortritt zu lassen. Wenn Sie meinte, dass dennoch überall Unterdrückermachos herumliefen, sollte sie jene fragen, die glaubten, Gerechtigkeit über Sprachanpassungen herstellen zu können. Wenn sich anscheinend nichts ändere, müsse man in den bösen Männereigenheiten vielleicht auch mal das Frauenverhalten berücksichtigen. Männer seien schließlich nicht unabhängig von Frauen in die Welt gekommen. Sie knallte die Tür beim Gehen. Thomas Wischnewski