Medizinischer Rat: Wenn die Brust zur „Last“ wird
Dr. med. Mathias Reutemann, Chefarzt der Klinik für Plastische, Brust- und Ästhetische Chirurgie am Klinikum Magdeburg gibt Auskunft über Voraussetzungen und Möglichkeiten einer gewünschten Brustverkleinerung.
Herr Chefarzt, als Plastischer Chirurg spezialisiert auf Brustchirurgie behandeln Sie auch Patientinnen, die unter Ihrer großen Brust leiden. Wann sollte eine Patientin darüber nachdenken, eine Verkleinerung Ihrer Brust in Erwägung zu ziehen?
Dr. med. Mathias Reutemann: Patientinnen, die sich in meiner Sprechstunde vorstellen, leiden meist seit Jahren unter der Vergrößerung Ihrer Brust. Typische Beschwerden sind einschneidende BH Träger, Verspannungen im Schulter-Nackenbereich und wiederkehrende Entzündungen unterhalb der Brüste vor allem im Sommer.
Ab welcher BH Größe und welchem Alter wird eine Operation empfohlen?
Eine feste BH Größe kann so pauschal nicht festgelegt werden. Es kommt auf den Anteil der sehr schweren Drüse in der Brust an. In höherem Alter wird das Brustgewebe in Fett umgewandelt, sodass bei einer jungen Frau schon ein großes C bis D Körbchen Beschwerden verursachen kann, allerdings sollte das Ende der Brustentwicklung in der Regel abgewartet werden. In Einzelfällen ist aber auch schon früher eine OP notwendig.
Wie wird die Operation durchgeführt und welche Risiken gibt es?
Bei der Operation wird neben einer Entnahme des überschüssigen Gewebes eine Umformung und Straffung der Brust vorgenommen. Die Brustwarze wird nach oben verlagert und der Hautmantel gestrafft. Hierfür stehen verschiedene OP Techniken zur Verfügung, die individuell auf die Patientin angepasst werden. Wie bei jeder OP müssen Blutungen, Nachblutungen und Infektionen als Risiko genannt werden. Ebenso können Wundheilungsstörungen auftreten, da bei einer straffenden Operation auch eine gewisse Spannung auf den Hautnähten liegt.
Wie lange dauern der Krankenhausaufenthalt und die Krankschreibung?
Durchschnittlich wird eine Patientin 4-5 Tage stationär aufgenommen und für 4-6 Wochen krankgeschrieben. In dieser Zeit ist auch ein formender Stütz BH zu tragen.
Wird die Operation von den Krankenkassen übernommen oder muss die Patientin die Kosten voll oder teilweise übernehmen?
Leider haben die Krankenkassen keine festen Kriterien für eine Kostenübernahme. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) prüft in jeden Einzelfall ob eine Kostenübernahme empfohlen wird.
Eine teilweise Kostenübernahme gibt es nicht. Entweder die Krankenkasse bestätigt die medizinische Notwendigkeit, dann übernimmt sie auch alle Kosten oder sie sieht keine Notwendigkeit, dann muss die Patientin die Kosten selbst tragen. Ich empfehle aber jeder Patientin mit diesen typischen Beschwerden einen Antrag bei der Krankenkasse zu stellen.
Wer stellt diesen Antrag, muss dies die Patientin alleine formulieren?
Jede Patientin kann sich bei mir in der Sprechstunde vorstellen. Nach einer klinischen Untersuchung und Dokumentation erstelle ich dann auch den Antrag zur Kostenübernahme. Die Patientin erhält dann ca. sechs bis acht Wochen später eine Antwort Ihrer Krankenkasse.